Tod am Schwedenkai
Jochen Bender

CW Niemeyer / www.niemeyer-buch.de

Taschenbuch

ISBN 978-3-8271-9369-8

14,– € [D], 14,– € [A]
IHRE LETZTE REISE
Nur noch kurz auf die Toilette, dann schnell zurück ins sichere Auto … Svenja Behrendt ahnt nicht, dass genau dort der Tod auf sie lauert. Sie wird niemals mit der Fähre nach Schweden kommen. Erdrosselt bleibt sie in ihrem Wagen am Kai zurück als der Morgen dämmert. In dem brutalen Mordfall befragt Kommissarin Frauke Knoop das Umfeld des Opfers. Sie konfrontiert den schönen Doktor samt seiner exotischen Geliebten und zahlreiche weitere Verdächtige mit dem unnatürlichen Ableben der Zahnarztgattin. Aber alle sagen nur Gutes über die Tote. Während die Kieler Ermittlerin Svenjas Mörder zwischen Kiel, der Künstlerkolonie Carlshöhe in Eckernförde und der Carlshütte in Rendsburg jagt, verhärtet sich ihr Gefühl, ein entscheidendes Detail zu übersehen.
Jochen Bender

Jochen Bender

JOCHEN BENDER forschte als Psychologe bei den Kriminalisten, arbeitete im Knast und unterstützte die Polizei bei Amok-Übungen. Aus bewegenden realen Geschehnissen kreiert er spannende Krimis mit kunstvoll ineinander verflochtenen Erzählsträngen. So dreht sich sein aktueller Krimi "Schüsse am Schiffercafé" um zerplatzende Lebensträume und welche Dynamik sich daraus entwickeln kann. Mittlerweile sind von ihm dreizehn Krimis veröffentlicht, zuletzt sein zweiter Ostsee-Krimi.

Kontakt: coach_bender(at)web.de  

Exklusives Interview des Autors Jochen Bender mit der Redaktion des SYNDIKATS

Warum bist du im SYNDIKAT?

Weil die Criminale geil ist und weil wir deutschsprachige Krimiautoren eine Interessensvertretung brauchen.           

Dein Sehnsuchtsort?

Ein Gipfel der Alpen mit weitem Panorama in der Abendstimmung          

Dein Lieblingsgetränk?

Zum Entspannen ein schwerer Rotwein, gegen den Durst eine Johannisbeerschorle           

Dein Lieblingsmord?

Kehle aufschlitzen, keine Ahnung warum          

Wen würdest du am allerliebsten ermorden?
Putin, aber wäre das überhaupt ein Mord oder eine gute Tat?        

Leseprobe

Die Saison neigte sich ihrem Ende zu. Doch noch wollten viele Reisende von Kiel aus mit der Fähre über die Ostsee nach Skandinavien. Daher waren die Spuren für die Auffahrt auf die Stena Germanica gut gefüllt. Aber das würde sich bald ändern. Hatte es am Schwedenkai kürzlich noch vor Familien auf dem Weg nach Göteborg gewimmelt, dominierten nunmehr Paare in den besten Jahren und Rentner.

Ole Hinrichsen war ein ausgeglichener Typ, seine Gemütsruhe nahezu legendär. Ein bisschen erfüllte es den alten Seebären mit Stolz, dass „seine“ Fähre als weltweit erste klimaneutral mit Methanol fuhr. Wenige Meter von ihm entfernt hupte ein fettes, schwarzes SUV mit Münchner Kennzeichen. Der Fahrer gab Gas und drängte mit Zentimeterabstand vor einem weißen Kleinwagen auf die Rampe. Ole schüttelte missbilligend seinen Kopf. Der Münchner kam durch seine Aggression keine Sekunde früher in Schweden an. Er begriff die nervöse Ungeduld der Passagiere nicht, die jene selbst in ihrem Urlaub oder gar in ihrem Ruhestand verbreiteten. Etwas weiter entfernt setzte ein wütendes Hupkonzert ein, dessen Ursache ein Kombi war, der sich nicht augenblicklich in Bewegung setzte. Als sich der Wagen dahinter endlich traute, die durchgezogene weiße Linie zu überfahren, um das Hindernis zu umkurven, stoppte das Hupen wieder.

Ole war nicht nur ein ausgeglichener, sondern ebenfalls ein ausgesprochen hilfsbereiter Typ. Gemächlich verließ er seinen Platz an der Auffahrrampe in die Fähre und stapfte durch den morgendlichen Nieselregen in Richtung des Kombis. Dank seines gelben Ostfriesen-Nerzes unter seiner neongrünen Warnweste war er eigentlich nicht zu übersehen. Trotzdem hielt er möglichst großen Abstand zu den auf die Stena Germanica drängenden Blechkarossen, traute er deren Lenkern doch einiges an Rücksichtslosigkeit zu, zumindest manchen unter ihnen. Schließlich näherte er sich dem Kombi von der Beifahrerseite. Als erstes registrierte er das bis unters Dach vollgestopfte Gepäckabteil des geräumigen Mercedes, aus dem er auf eine verspätete Familie schloss. Starke Lichtmasten erhellten die morgendliche Dunkelheit so weit, dass er lange, blonde Haare hinter dem Lenkrad ausmachte. Auf der Beifahrerseite klopfte er an die Seitenscheibe.

„Hallo! Brauchen Sie Hilfe?“

Nichts rührte sich. Der letzte PKW fuhr soeben auf die Fähre. Sein an der Rampe gebliebener Kollege gestikulierte auffordernd in seine Richtung. Ole beugte sich ganz dicht an die Scheibe, schirmte mit seiner rechten Hand Lichtspiegelungen ab und starrte suchend in das Fahrzeug. Der Beifahrersitz war leer, die Fahrerin lehnte an der Rückenlehne und rührte sich nicht. Ole klopfte und rief erneut. Als die Frau noch immer nicht reagierte, öffnete er zögernd die Tür.

Durch die Innenraum-Beleuchtung strahlten der honigfarbene Teint und die äußerst wohlproportionierten Gesichtszüge einer jungen Frau auf, mit der es das Leben offensichtlich gut meinte. Zumindest empfand Ole es beim Anblick der sündhaft teuren Ledersitze in der Luxuskarosse so. Zugleich stieg ihm der verführerische Duft ihres Parfüms in die Nase. Sinnliche Erregung erfasste ihn, auch wenn er wusste, dass er nicht in der Liga der Fahrerin spielte. Aber vielleicht würde sie ihm für seine Hilfe ein Lächeln schenken? In der Hoffnung auf ein solches streckte er seinen Kopf in den Wagen, den Blick gebannt auf das hübsche Antlitz der Fahrerin geheftet.

„Wenn Sie jetzt nicht losfahren, verpassen Sie die Fähre!“

Noch immer reagierte die Schönheit nicht, saß einfach nur reglos da. Ole schluckte schwer. Hier stimmte etwas nicht. Plötzlich erschien ihm der Teint der Schönheit nicht mehr honigfarben, sondern eher wächsern. Endlich gelang es ihm, seinen Blick von ihrem hübschen Antlitz zu lösen. Ängstlich ließ er ihn den Körper der jungen Frau hinabwandern, woraufhin er seinen Kopf eilig aus dem Wagen zurückzog, sich umdrehte und sein Frühstück erbrach.

Termine

Wann Was Wo
16. Mai 24
19:30 Uhr
Wine & Crime Jacques Weindepot Degerloch
70597 Stuttgart
23. Mai 24
19:00 Uhr
Zu Gast in Köln
Krimi-Lesung mit Jochen Bender
Tee de Cologne
50825 Köln
02. Juli 24
19:00 Uhr
Mit den Mordskerlen in Schwaikheim
Krimi-Lesung mit Jochen Bender
Rathaus Schwaikheim im Sitzungssaal
71409 Schwaikheim
19. Sep. 24
18:00 Uhr
Botnanger Krimiabend
Krimi-Lesung von Jochen Bender
Bürgerhaus Botnang
70195 Stuttgart
28. Jan. 25
19:30 Uhr
mit den Mordskerlen in Gerlingen Stadtbibiliothek Gerlingen
70839 Gerlingen