Ehren-GLAUSER 2024
Ehren-GLAUSER für paul ott
Die Jury des SYNDIKATS hat dem Schriftsteller, Organisator, Herausgeber und Literaturwissenschaftler Paul Ott in Würdigung seines herausragenden Engagements für die deutschsprachige Krimiszene den Ehren-GLAUSER 2024 zuerkannt. Die Auszeichnung wird am Mittwoch, den 15. Mai 2024, während der 39. CRIMINALE in Hannover überreicht.
Begründung der Jury
Die Schweiz ist ein Staat mit vier offiziellen Landessprachen, einer Menge Berge und eigener Währung inmitten der Europäischen Union, wenn auch unabhängig von ihr. Das stellt die Einwohner:innen, Schriftsteller:innen und natürlich auch die Krimischaffenden vor eine ganze Reihe von Problemen. Wer Krimis auf Deutsch veröffentlicht, muss sich oft Verlag und Publikum außerhalb des Landes suchen, um ein Auskommen zu haben. Von daher ist der unermüdliche Einsatz von Paul Ott für die Kriminalliteratur in der Schweiz seit mehr als zwanzig Jahren besonders hoch zu bewerten und auch für die anderen deutschsprachigen Länder bedeutsam.
Während sich der Schriftsteller Paul Ott zunächst journalistisch auf Rockmusik und die Punkszene konzentrierte, treffen wir ihn schon wenige Jahre später als Krimiautor an mit seinem Romandebüt Arbeit am Skelett (1987). Den Kurzkrimi entdeckt er für sich 1995, und als Herausgeber widmet er sich seit 2001 in erster Linie Kriminal-Anthologien mit Schweizer Themen und Orten. Dabei berücksichtigt er in der Auswahl der Geschichten auch die anderen Sprachbereiche der Schweiz - französisch, italienisch und rätoromanisch.
Weit über diese Aktivitäten hinaus geht jedoch Paul Otts Interesse an der Kriminalliteratur der Schweiz von ihren Anfängen an. Seine Untersuchung Mord im Alpenglühen (2005, erw. Neuausg. 2020) beleuchtet erstmals die Geschichte des Schweizer Krimis, und die darin enthaltene Bibliographie von auf Deutsch und Französisch schreibenden Krimiautor:innen macht es auf lange Sicht zu einem Standardwerk.
Nach dieser Leistung schien es nur folgerichtig, dass Paul Ott sich für ein Schweizer Krimi-Archiv stark machte. Seit 2021 besteht dieses Archiv in Grenchen und wird vom Verein Krimi Schweiz betrieben, der sich aus Autor:innen aller vier Landessprachen zusammensetzt. In der für die Schweiz einzigartigen Einrichtung sind bislang mehrere tausend Bücher, Sekundärmaterial und demnächst auch Autor:innen-Nachlässe gesammelt. Alle zwei Jahre vergibt der Verein den Schweizer Krimipreis an drei Preisträger:innen im Rahmen eines Krimifestivals in Grenchen.
Paul Ott, geboren 1955, wuchs in Goldach am Bodensee und in St. Gallen auf. Seit 1974 wohnt er in Bern, wo er Germanistik und Kunstgeschichte studierte und zunächst als Lehrer arbeitete. Neben seiner journalistischen Tätigkeit veröffentlicht er vor allem unter seinem Pseudonym Paul Lascaux seit 1987 Kriminalromane und Kurzkrimis, die meist in der Stadt Bern oder in Dörfern und Gegenden im Kanton Bern spielen.
Als Initiator der "Mordstage" organisierte und gestaltete Paul Ott von 2001 bis 2011 alle zwei Jahre Krimifestivals, die alle Teile der Schweiz mit einbezogen. Dazu lud er nicht nur deutschsprachige Autorinnen und Autoren aus der Schweiz ein, sondern gewann auch Krimischaffende aus den anderssprachigen Landesteilen und aus aller Welt. Damit konnte er nicht nur dem Publikum abwechslungsreiche Unterhaltung bieten, sondern förderte auch den für die Krimiautor:innen unverzichtbaren Austausch auf hohem Niveau. Viele von uns haben Paul Ott dabei als stets souveränen Organisator, herzlichen und hilfsbereiten Kollegen und Kenner auch leiblicher Genüsse erlebt.
2007 hat er bei der Criminale in Singen den Schweizer Teil des Festivals betreut und war auch im Organisationsteam für die Criminale, die 2013 in Bern, Solothurn, Thun und Burgdorf stattfand.
Für Mord im Alpenglühen wurde Paul Ott 2020 mit dem Spezialpreis der Deutschsprachigen Literaturkommission des Kantons Bern ausgezeichnet. Bereits zuvor verlieh ihm die Literaturkommission der Stadt Bern 2011 ihren Spezialpreis für seine Verdienste um den Kriminalroman. Außer dem SYNDIKAT und der AIEP (International Association of Crime Writers) gehört Paul Ott auch dem Berner Schriftstellerinnen und Schriftsteller Verein an, in dessen Vorstand er von 1998 bis 2003 saß, sowie den Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS) und dem Verein Krimi Schweiz.
Die Ehren-GLAUSER-Jury des SYNDIKATS 2024: Sabina Altermatt, Herbert Dutzler und Almuth Heuner
Ehren-GLAUSER 2023
Ehren-GLAUSER für Ralf Kramp
Die Jury des SYNDIKATS hat dem Schriftsteller, Verleger, Archivar, Veranstalter und Moderator in Würdigung seines herausragenden Engagements für die deutschsprachige Krimiszene den Ehren-GLAUSER 2023 zuerkannt. Die Auszeichnung wird am wird am Mittwoch, den 10. Mai 2023 während der der 38. CRIMINALE in Darmstadt überreicht.
Begründung der Jury
Mit dem Ehren-GLAUSER wird 2023 ein Mann ausgezeichnet, ohne den man sich die deutschsprachige Krimiszene nicht vorstellen kann: Ralf Kramp. Er ist als Krimiautor, Krimikenner, Verleger, Archivar, Veranstalter und Moderator seit Jahrzehnten eine feste Größe in der deutschsprachigen Krimilandschaft.
In seiner Eigenschaft als Autor ist er vor allem für seine launigen Kurzkrimis bekannt; in fast jährlichem Rhythmus schreibt er darüber hinaus auch eine Reihe um den kauzigen Ermittler Herbie Feldmann. Doch sein Wirken für das Krimigenre beschränkt sich nicht aufs Schreiben. 2007 gründete er mit seiner Ehefrau Monika Kramp das Kriminalhaus, zu dem das mit viel Liebe eingerichtete Café Sherlock sowie das Deutsche Krimi-Archiv mit weit über 30.000 Büchern gehört. Das Krimihotel in Hillesheim wurde von Ralf Kramp ebenfalls liebevoll ausgestattet, von den Psycho-Duschvorhängen bis zu Derricks Tränensäcken hinter Glas. Er veranstaltet regelmäßig Lesungen in Hillesheim, u. a. das "Happy Kadaver Festival". Nicht von ungefähr schreibt man ihm zu, Hillesheim zur Krimihauptstadt Deutschlands gemacht zu haben.
Unter Kramps Leitung veröffentlicht der KBV-Verlag mit Sitz in Hillesheim Kriminalromane und Anthologien weit über die Grenzen der Region hinaus. So wurde etwa Jacques Berndorf, der „Vater des Regionalkrimis“, von Kramp verlegt, aber auch Newcomer*innen erhalten in seinem Haus eine Chance. Die Messestände seines Verlags in Frankfurt und Leipzig sind legendär und ein beliebter Treffpunkt vieler Krimischaffenden.
Ralf Kramps Crime-Comedy-Lesungen sind ein Genuss, er ist ein geborener Entertainer, was er viele Jahre auch als Moderator des „Tango Criminale“ anlässlich des Jahrestreffen des SYNDIKATs gekonnt unter Beweis stellte.
Mit Wilhelm Schäfer gründete er 1997 die "Agentur Blutspur", die Krimi-affinen Amateur-Ermittler*innen regelmäßig mörderische Wochenenden zum „Mitraten“ anbietet und gehört zum Planungsteam des Medienfestivals „Tatort Eifel“.
Mit dem Ehren-GLAUSER wird 2023 ein Mann ausgezeichnet, der sich in unermüdlichem Einsatz um den deutschsprachigen Krimi verdient gemacht hat.
Ralf Kramp, 1963 in Euskirchen geboren, ist Krimiautor, Verleger, Archivar, Veranstalter und Moderator. Als profunder Kenner des Krimi-Genres betreibt er zusammen mit seiner Frau Monika Kramp seit 2007 in Hillesheim das Kriminalhaus, in dem sich neben dem Café Sherlock auch das Deutsche Krimi-Archiv mit über 30.000 Büchern befindet, die größte zusammenhängende Sammlung deutschsprachiger Kriminalliteratur weltweit. Mit Wilhelm Schäfer gründete er 1997 die "Agentur Blutspur", die Krimi-Wochenenden mit Mördersuche in Echtzeit anbietet. Ralf Kramp zeichnete zudem für die Ausstattung des Krimihotels in Hillesheim verantwortlich und gehört zum Planungsteam des Medienfestivals „Tatort Eifel“. Durch seine Lesereisen und Veranstaltungen ist er weit über die Grenzen der Region bekannt und war lange Jahre Moderator des „Tango Criminale“, dem Gala-Abend auf dem Jahrestreffen des SYNDIKATS. Seit 2002 führt er den unabhängigen KBV-Verlag.
Die Ehren-GLAUSER-Jury des SYNDIKATS 2023: Tatjana Kruse, Sabina Altermatt und Herbert Dutzler