Mein Freund Sisyphos
Michael Böhm

Bookspot-Verlag

176 Seiten

ISBN 978-3-9566-9154-6

12,95 € [D]

Charismatisch, eloquent, reich. Dem Anwaltssohn Fabian von Fernau stehen alle Türen offen. Eine schicksalshafte Begegnung mit dem aus schlichten Verhältnissen stammenden, doch brillanten Martin führt zu einer außergewöhnlichen Freundschaft. Die beiden Freunde, getrieben von ihren Ambitionen, erobern das politische Parkett. Die Rollenverteilung scheint klar: Fabian steht im Rampenlicht. Martin zieht mit Rafinesse im Hintergrund die Fäden. Die wachsende Macht fordert ihren Preis, für Moral bleibt kein Platz. Als Fabian das Amt des Ministerpräsidenten anstrebt, kurz vor dem Ziel steht, kann nur noch der Tod den von Populisten gefeierten Politstar FvF stoppen.   

Michael Böhm

© Foto: Gerhard Born

Michael Böhm

Michael Böhm wurde 1947 im Taunus geboren und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend. Als Schriftsetzer-Meister war er als Ausbilder tätig, bevor er in die Datenverarbeitung wechselte. Er lebt in der Nähe von München. Michael Böhm schreibt seit seiner Jugendzeit. Nach ersten Veröffentlichungen in verschiedenen Anthologien erschienen Erzählungen und zwei Kiminalromane rund um den eigenwilligen Detektiv Homer. Der erste Teil seiner Petermann-Trilogie Herrn Petermanns unbedingter Wunsch nach Ruhe wurde 2014 für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. In 2016 erhielt er die begehrte Auszeichnung für den zweiten Band Herr Petermann und das Triptychon des Todes. Mit Quo vadis, Herr Petermann? schließt die Reihe ab.

Im Herbst 2018 erschien DINNER MIT ELCH. Zur Adventszeit des gleichen Jahres kam die Anthologie STILLE NACHT, TÖDLICHE NACHT heraus.

Die TRÄUME AM ENDE DES WEGES - Eine kleine Galerie unsterblicher Namen wurde im Jahr 2019 veröffentlicht. 

Im Jahr 2020 erschienen die Bücher DIE ZORNIGEN AUGEN DER WAHRHEIT  sowie MEIN FREUND SISYPHOS.

Der Roman DER VERBORGENE GAST kam im Februar 2022 heraus.

Im gleichen Jahr folgte DIE SANDUHR IN MEINEM KOPF - Kleine Galerie von Lebensbildern bemerkenswerter Frauen.

 

Presse

Michael Böhm zeichnet ein spannendes und zugleich erschreckendes Bild des perfiden Polit-Betriebes und bleibt dabei seinem ungewöhnlichen Stil treu: keine Dialoge, sondern Bewusstseinsströme des Ich-Erzählers. Das Lesen der durchdachten Sätze erfordert Konzentration – doch zeugen sie deutlich vom genialen Geist der Protagonisten und ziehen den Leser von der ersten Seite ab in ihrem Bann. 

Dachauer Nachrichten (Münchner Merkur) 

Gewinnspiel

Frage: Was bedeutet das Kürzel FvF?

Preis: Ein signiertes Exemplar von „Mein Freund Sisyphs“.

Antwort bitte hierhin.

Ein exklusives Interview mit der SYNDIKATs-Redaktion

Wo schreibst du am liebsten?

Auch mit dem Block auf den Knien kann ich schreiben. Doch an meinem Tisch am Fenster sitze ich am liebsten. Mit Blick über die roten Dächer, die Bäume und bei klarem Wetter bis zu den Bergen hin. 

Welches ist dein Lieblingskrimi? 

Da gibt es mehrere. Von Georges Simenon habe ich die Überzeugung übernommen, ein Krimi soll in wenigen Zügen zu lesen, demnach nicht zu voluminös sein.

Dein Lieblingskollege/Lieblingskollegin?

Da möchte ich mich nicht festlegen. Ich ziehe vor jedem Kollegen*in den Hut, die die Kraft zum Schreiben und auch den Mut haben, sich mit jedem Buch aus dem Fenster zu hängen. 

Warum bist du im SYNDIKAT?

Wo sonst kann sich ein Einzelkämpfer inmitten von Gleichgesinnten wohlfühlen? 

Dein Lieblingswort?

Das ist das allumfassende Wort Liebe.  

Dein Sehnsuchtsort?

Im schönen einsamen Haus in den Bergen über dem Luganer See.

Dein Lieblingsgetränk?

Was lässt den Kopf klar denken und ist auch noch gesund? Milch!

Dein Lieblingsmord?

Ich bin noch immer auf der Suche danach. Nachdem ich in meiner Petermann-Trilogie oder in den zornigen Augen der Wahrheit verschiedene abgeschmeckt habe, wird es zunehmend schwieriger, noch weitere „schöne“ zu finden.

Wo findest du Ruhe?

Wenn ich zusammen mit meiner Frau an einem schönen Fleckchen Erde bin.

Wo Aufregung?

Auf der Autobahn, wenn geruhsam die entspannten Mitmenschen einem den Vogel zeigen.  

Deine persönliche meist gehasste Frage?

Sie sind doch nicht Herr Petermann?

Leseprobe

Mein Freund Sisyphos

Charismatisch, eloquent, reich: Dem Anwaltssohn Fabian von Fernau stehen alle Türen offen. Eine schicksalhafte Begegnung mit dem aus schlichteren Verhältnissen stammenden, doch brillanten Martin führt zu einer außergewöhnlichen Freundschaft. Die beiden kongenialen Männer erobern gemeinsam das politische Parkett. Die Rollenverteilung scheint dabei klar: Fabian steht im Rampenlicht, Martin zieht im Hintergrund mit Raffinesse die Fäden. Doch die wachsende Macht fordert ihren Preis, für Moral bleibt kein Platz. Als Fabian von Fernau sich anschickt Ministerpräsident zu werden, kann den von den Populisten gefeierten Politik-Messias nur noch der Tod stoppen.      

 

 

Michael Böhm wurde im Taunus geboren und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend. Als Schriftsetzer-Meister war er als Ausbilder tätig, bevor er in die Datenverarbeitung wechselte. Er lebt im Ruhestand in der Nähe von München.

Der Autor schreibt seit seiner Jugendzeit. Nach ersten Veröffentlichungen in verschiedenen Anthologien erschienen zwei Erzählungen und die beiden Kriminalromane rund um den Buchhändler und eigenwilligen Detektiv „Homer“. Der erste Teil seiner „Petermann-Trilogie“ mit dem Titel „Herrn Petermanns unbedingter Wunsch nach Ruhe“ wurde 2014 für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert, im Jahr 2016 erhielt er die begehrte Auszeichnung für den zweiten Band „Herr Petermann und das Triptychon des Todes“. Mit „Quo vadis, Herr Petermann?“ schloss Michael Böhm die Reihe ab. 

Im Herbst 2018 erschien DINNER MIT ELCH. Zur Adventszeit des gleichen Jahres kam die Anthologie STILLE NACHT, TÖDLICHE NACHT heraus. 

Die TRÄUME AM ENDE DES WEGES – eine kleine Galerie unsterblicher Namen wurde im Jahr 2019 veröffentlicht.

Im Jahr 2020 erschienen die Bücher DIE ZORNIGEN AUGEN DER WAHRHEIT sowie MEIN FREUND SISYPHOS.  

Leseprobe aus „Mein Freund Sisyphos“

In der vergangenen Nacht hatte ich wieder diesen Traum, der mir, als ich schweißgebadet erwachte, wirklicher erschien als die momentan entschwundene Realität. Fabian von Fernau war zum Ministerpräsident unseres Landes gewählt. Die Menschen glaubten an ihn, glaubten, er erfülle ihren stillen Wunsch nach einer festen und entschlossenen Führung, und sie vertrauten seinem Versprechen, ein offenes Ohr für sie zu haben. Dabei war das alles Lüge, ein Albtraum, der reine Humbug. 

   Psychologisch gesehen war mein Traum eine Projektion. Die Wirklichkeit sah nämlich ganz anders aus. Auf FvF war geschossen worden. Die Kugel war seitlich in seinen Kopf eingedrungen und er war auf der Stelle tot.  

   So hatte ich es mir vorgestellt, so geplant und so sollte es passieren.

   Doch Fabian hatte sich gerade in diesem winzigen Moment nach vorne gebeugt und als sein Kopf auf den Tresen schlug, lebte er noch.   

   Noch nicht ganz wach, springe ich aus dem Bett, stelle mich ans Fenster, starre in die Nacht. Mein Shirt ist schweißnass. Warum fällt mir gerade jetzt einer der Fragebogen von Max Frisch ein? Haben Sie Angst vor dem Tod? Wenn ja, warum? Und ich denke auch: Was dir in der Nacht träumt, sollst du nach dem Erwachen nicht mehr zu ernst nehmen. Ist es so?

   Der Augenblick des Attentats, dieser spitze Punkt in der Zeit, der in meinem Kopf wie ein Film in Endlosschleife läuft, verfolgt mich bis in den Schlaf hinein. Diese schreckliche Szene wird für immer ein Eckpfeiler meiner Erinnerung sein, davor gibt es bestimmt kein Entrinnen. Indolenz ist bei Schuld kein Ausweg.   

   Die Fassung meines Traumthemas sieht so aus: Bei dem, was ich dort auf dem Bildschirm sehe, seltsam braun unterlegt, ist es auch für mich mühsam, ja fast nicht möglich, meine Zweifel weiter bestehen zu lassen. Keine Frage, FvF hat die Wahl gewonnen. Der ersten Prognose zufolge, die gerade der Moderator mit kühler, neutraler Miene erläutert, wird es ein Erdrutschsieg werden. Der Souverän hat ganz bewusst, also mit Absicht, wie seit Wochen in fast allen Umfragen unisono vorhergesagt, ein politisches Großreinemachen mit seinem Wahlzettel bewirkt. Ergo ist unser Plan voll aufgegangen. Nein, ich bin gewiss nicht versucht, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, wurde mir doch schon zu bald klar, wohin der Hase laufen wird. Mein Vorteil war allein das Privileg, das Ohr des Kandidaten, das von Fabian von Fernau, vor jeder anderen Einflüsterung für mich zu haben. 

   Ich stehe einen guten Schritt hinter FvF in einem Nebenraum der Zentrale der Bewegung Helles Morgen im Marsstall des Stadtschlosses. Meine Augen fixieren seinen Hinterkopf, während meine Gedanken ganz woanders hin entschweben. Neben ihm wartet seine Frau Sibil, die ihn strahlend anlächelt. Für mich fehlt nur der weiße Pudel auf ihrem Arm. Ja, die beiden sind ein schönes Paar, wie für die Medien gemacht, schlank, groß, jung, er dunkel, sie blond. Wie viele Wähler werden dieses Bild vor Augen gehabt haben, diese Symbiose von Schönheit und Erfolg, als sie in der Stille der Wahlkabine ihr Kreuz machten? FvF und Sibil genießen ihren Sieg und ich gönne ihnen mit einem sauren Geschmack im Mund dieses überwältigende Gefühl. Auch, und vor allem, weil ich sicher weiß, dass in jeden Triumph versteckt auch schon der Beginn des Niedergangs lauert. Nur nebenbei gesagt, auch auf diesem Weg ins Tal hinunter werde ich in ihrer Nähe bleiben, wenn sie es denn wollen. Fabian nämlich hat mir dieses Abenteuer, von dem wir träumten, das wir mit heißem Herzen herbeisehnten, für das wir schufteten wie Galeerensklaven, wenn es wohl auch ein Pyrrhussieg sein wird, überhaupt erst ermöglicht, wahrlich ein Geschenk, das ich ihm bestimmt nicht vergessen werde. FvF hat mich aus den Niederungen einer ungeliebten Tätigkeit, einem ziellosen, langweiligen Alltag befreit, mich mit einer faszinierenden Aufgabe als Köder zu sich gelockt und nicht mehr gehen lassen.

   FvF und Sibil halten sich an den Händen. Ich kann es nicht sehen, denke mir aber, dass Sibil in eine helle Zukunft lächelt, der sie selbst mit viel Kraft und Fantasie sowie gebündeltem Willen akribisch mit den Weg bereitet hat. Sie hat das Absolute gewollt und jetzt liegt der Zielstrich direkt vor ihr, mit den Spitzen ihrer modischen Schuhe berührt sie ihn bereits.

   Auf einmal wendet FvF seinen Kopf, schaut mich fragend an, und ich weiß, er erwartet von mir das Zeichen, will mich den genau richtigen Moment bestimmen lassen, um durch die Tür hinaus auf die Bühne zu treten. Ich verneine mit den Augen, noch ist der Augenblick nämlich nicht erreicht, die Kulisse zu verlassen. Draußen müssen sie mit noch mehr Spannung auf ihn warten, ihn regelrecht ersehnen, ihn, Fabian von Fernau, ihren politischen Heiland, ihr Versprechen auf eine neue Zeit.