Letztes Kapitel Hannover
Claudia Rimkus

Gmeiner Verlag, Messkirch


Vorbestellung möglich

ISBN 978-3-8392-0612-6
1. Auflage

14,– € [D]

Zum Krimifestival werden hunderte deutschsprachige KrimiautorInnen in Hannover erwartet. Kurz nach seiner Ankunft wird ein Thrillerautor in der Leinemetropole brutal ermordet. Auf die gleiche geniale Weise wie das Opfer in einem seiner Romane. Wenige Tage später entdeckt Charlotte Stern auf der Eröffnungsgala ein zweites Opfer, das nach demselben Muster getötet wurde. Alles spricht für eine Tatperson, die Jagd auf Bestsellerautoren macht und deren Mordszenen bis ins kleinste Detail kopiert. Das Motiv bleibt im Dunklen. Hauptkommissar Bremer bittet Charlotte und ihren Lebensgefährten Philipp um Unterstützung. Gelingt es ihnen, weitere Morde zu verhindern oder muss das Festival abgesagt werden? Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, als der Hauptkommissar nach einem Anschlag im Koma liegt. Ist womöglich ein zweiter Täter im Spiel?

Claudia Rimkus

Claudia Rimkus

Claudia Rimkus wurde in Hannover geboren, wo sie noch heute lebt und an zahlreichen Projekten arbeitet. Zwei ihrer Romane wurden erfolgreich als Fortsetzungsromane in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung veröffentlicht. Mittlerweile sind acht Romane als Taschenbücher und E-Books erhältlich.

EICHENGRUND, der erste Charlotte-Stern-Hannover-Krimi erschien 2018.

Im August 2019 kam Mörderisches aus Hannover hinzu. RABENECK folgte im März 2020. Im September 2021 erschien UHLENBROCK, der dritte Krimi dieser Reihe. Der vierte mit dem Titel ERLENRIED kam im August 2022 auf den Buchmarkt. Der fünfte Band, der Krimi zur Criminale mit dem Titel LETZTES KAPITEL HANNOVER wird am 10. April 2024 dazukommen.

Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Claudia Rimkus

Wo schreibst du am liebsten?

 Zu Hause am Schreibtisch.

Welcher ist dein Lieblingskrimi?

 z.Z. Achtsam morden.

Dein Lieblingskollege/Lieblingskollegin?

Agatha Christie.          

Warum bist du im SYNDIKAT?

Weil es toll ist, mit anderen Autoren verbunden zu sein.         

Dein Lieblingswort?

Schokolade.        

Dein Sehnsuchtsort?

Am Meer.          

Dein Lieblingsgetränk?

 Tee.          

Dein Lieblingsmord?

Giftmord.          

Wo findest du Ruhe?

 Im Garten.          

Wo Aufregung?

Im Urlaub.

Deine persönlich meist gehasste Frage?

Antwort: Wer ist der Täter? 

Leseprobe

Mit langen Schritten durchquerte der Autor die Lobby. Vor den Aufzügen zögerte er. Sollte er sich an der Hotelbar einen Schlummertrunk gönnen? Warum eigentlich nicht? Er hatte sich einen Drink verdient, nachdem ihn beim Abendessen das Geschwafel des Buchhändlers beinah zu Tode gelangweilt hätte. Ein boshaftes Lächeln glitt über seine Züge, während er daran dachte, dass dieser Spießer als Vorlage für ein Mordopfer in seinem nächsten Roman diente.

Nach kurzer Orientierung schlenderte der Schriftsteller zur Bar. Dort zog er sich einen der chromblitzenden Hocker heran, rutschte auf den Ledersitz und schnippte mit den Fingern. Mit einer Miene, die er für cool hielt, orderte er einen Nikka Coffey Whisky Old Fashioned auf Eis. Ein teurer Tropfen, den er sich wie fast jeden anderen Luxus leisten konnte. Mit geschlossenen Augen ließ er das frische Aroma mit Noten von Früchten, Minze und Moschus über seinen Gaumen rollen. Im Abgang schmeckte das Getränk leicht bitter. Dieses herbe Geschmackserlebnis auf der Zunge liebte er, sodass er sich nach dem Genuss fragte, ob er sich noch ein zweites Glas genehmigen sollte. Besser nicht, entschied er, und verließ die Bar über die Terrasse. Im Freien zog er sein Mobiltelefon aus der Tasche. Da sein Anruf ins Leere lief, ging er hinein und bestieg den Fahrstuhl. Während die Kabine aufwärts schwebte, dachte er daran, dass er am nächsten Morgen zu einer Fahrt mit dem Bogenaufzug zur Rathauskuppel eingeladen war. Von dort oben hätte man angeblich einen spektakulären Blick über die Stadt. Ob das zutraf, würde er bald herausfinden. Allerdings vermutete er, dass der einfältige Buchverkäufer maßlos übertrieben hatte.

Bis dato war er stets nur stundenweise wegen einer Lesung oder auf der Durchreise in Hannover gewesen. Seit zwei Tagen hielt er sich nun ununterbrochen in der Leinemetropole auf, die mancherorts immer noch als langweilig und provinziell betitelt wurde. Das, was er bislang gesehen hatte, bestätigte die Vorurteile nicht. Diese moderne Großstadt erfüllte alle Voraussetzungen für das jährliche Krimifestival. In einer knappen Woche würden Hunderte deutschsprachige Krimischreiber zum Austausch mit Kollegen, Verlagen und Lesern anreisen. Der Thrillerautor kannte diese Veranstaltungen bereits von anderen interessanten Orten. In diesem Jahr zählte er das erste Mal zum Organisationsteam. Das hatte ihm mehrere positive Presseberichte eingebracht.

Er verließ den Lift und wandte sich nach rechts. Der burgunderrote Teppichboden dämpfte seine Schritte. Vor dem Raum mit der Nummer 522 blieb er stehen, öffnete mit der Schlüsselkarte und steckte sie nach dem Eintreten in den Slot neben der Tür, sodass sich die Beleuchtung einschalten ließ. Warmes Licht einer Tischlampe vermittelte eine gemütliche Atmosphäre. Während er seine Jacke abstreifte und auf einen Sessel warf, bemerkte er die weißgekleidete, maskierte Gestalt, die sich aus dem Schatten des Badezimmers löste.

„Endlich! Du kommst spät, mein Freund. Wo warst du so lange? Ich warte schon eine Ewigkeit auf dich. Heute ist es soweit. Bist du bereit?“

Diese dumpfen, gespenstig klingenden Worte versetzten den Autor in eine Art Schockstarre. Sie waren in sein Gehirn eingebrannt, entstammten seiner eigenen Fantasie. Vor seinem geistigen Auge tauchten die dazugehörigen Bilder auf: Grauenhafte Szenen, die einen schrecklichen Verdacht heraufbeschworen, der viel zu absurd war, um der Wirklichkeit zu entsprechen. Dennoch wusste er genau, was gleich passieren würde. Alle Überheblichkeit fiel von ihm ab. Die Panik lähmte ihn. Mit letzter Kraft zwang er sich zu einem Blick auf die Hände des Mannes. Entsetzt starrte er auf die todbringende Waffe und taumelte zurück. Sein Mund war völlig ausgetrocknet. Er wollte um sein Leben flehen, aber aus seiner Kehle drang nur ein heiseres Krächzen.