Der verborgene Gast
Michael Böhm

Bookspot Verlag


ISBN 978-3-9566-9168-3

12,95 € [D], SFr. 13,50 [CH], 13,40 € [A]
»Ohne Namen, als ein Niemand Namenlos, bin ich der verborgene Gast bei Pia. Bei ihr suche ich Nähe und Wärme, die ich nur hier finden kann. Sonst überall ist mir kalt. In hellen Mo-menten weiß ich glasklar, dass ich an einem Scheideweg angelangt bin.«

Es soll sein Opus magnum werden. Hier, bei Pia, hat er endlich die Ruhe und die Zeit dafür. Bilder seines Lebens ziehen an ihm vorbei, Bilder der Frauen, die er liebte und verlor. Bilder, die nicht immer das sind, was sie zu sein scheinen.
Doch nicht nur der verborgene Gast sinnt seinem Leben nach. Auch Kriminalhauptkommissar Roth begibt sich auf die Suche, die Suche nach einem Mörder. Und alles beginnt mit einer Toten im Schnee …

Mit scharfem Blick und feiner Feder ergründet der Meister des subtilen Kriminalromans die Abgründe des Menschen.
Michael Böhm

© Foto: Gerhard Born

Michael Böhm

Michael Böhm wurde 1947 im Taunus geboren und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend. Als Schriftsetzer-Meister war er als Ausbilder tätig, bevor er in die Datenverarbeitung wechselte. Er lebt in der Nähe von München. Michael Böhm schreibt seit seiner Jugendzeit. Nach ersten Veröffentlichungen in verschiedenen Anthologien erschienen Erzählungen und zwei Kiminalromane rund um den eigenwilligen Detektiv Homer. Der erste Teil seiner Petermann-Trilogie Herrn Petermanns unbedingter Wunsch nach Ruhe wurde 2014 für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. In 2016 erhielt er die begehrte Auszeichnung für den zweiten Band Herr Petermann und das Triptychon des Todes. Mit Quo vadis, Herr Petermann? schließt die Reihe ab.

Im Herbst 2018 erschien DINNER MIT ELCH. Zur Adventszeit des gleichen Jahres kam die Anthologie STILLE NACHT, TÖDLICHE NACHT heraus.

Die TRÄUME AM ENDE DES WEGES - Eine kleine Galerie unsterblicher Namen wurde im Jahr 2019 veröffentlicht. 

Im Jahr 2020 erschienen die Bücher DIE ZORNIGEN AUGEN DER WAHRHEIT  sowie MEIN FREUND SISYPHOS.

Der Roman DER VERBORGENE GAST kam im Februar 2022 heraus.

Im gleichen Jahr folgte DIE SANDUHR IN MEINEM KOPF - Kleine Galerie von Lebensbildern bemerkenswerter Frauen.

 

Ein exklusives Interview mit dem Autor:

Warum bist du im SYNDIKAT?

Die Schulter einer starken Gemeinschaft.

Dein Lieblingswort?

Liebe. Das ist die Welt in einem Wort.           

Dein Sehnsuchtsort?

In den Bergen nahe Lugano im Tessin.

Dein Lieblingsgetränk?

Milch. Kein Witz.

Dein Lieblingsmord?

Jeden, den ich mir selber ausdenke.

Dein Fetisch?

Bücher

Was möchtest du in der Welt gerne ändern?

Nichts, weil sinnlos.

Was soll so bleiben wie es ist?

Mein Leben mit meiner Frau.        

Wen würdest du am allerliebsten ermorden?

Niemanden. Zu sehr Menschenfreund.

Welches ist dein Lieblingskrimi?

Alle Maigrets von Simenon.  

Deine persönlich meist gehasste Frage?

Wieviel Petermann steckt in dir?           

Leseprobe

Leseprobe

Roth ermittelt – Die Tote im Schnee

Roth, Kriminalhauptkommissar beim LKA in München, war erfolgreich in seinem Beruf. Einer der Grundpfeiler dafür war sein Faible für Logik und folglich a posteriori sein genaues Abwägen aller relevanten Punkte eines Problems. Daraus baute er sich ein Gerüst, vielleicht eher den Rahmen eines Puzzles, in das er alle seine weiteren Erkenntnisse einpasste und somit sogleich überprüfte.

   Vor vier Tagen, einem Montag, hatte ihn sein Vorgesetzter, Polizeioberrat Kimmel, zu sich gerufen. Er hatte sich gefragt, was Kimmel von ihm wollte. Erst am Freitag davor sind sie zusammengesessen und hatten Roths letzte beiden Fälle abschließend besprochen. Im Plauderton, ganz locker, so wie gute Freunde, die sie waren, beinahe privat. Wenn Roth Kimmel gegenübersaß, nahm er es längst nicht mehr als störend wahr, wenn der Freund sich alle paar Minuten an den Kragen griff, um den perfekten Sitz seiner dezenten Fliege zu prüfen. Dieser Tick war für Roth selbstverständlich, gehörte zu Kimmel einfach dazu.

   Im ersten Fall vor zwei Wochen hatte Roth einen kniffligen Todesfall, einen vermuteten Mord, in der Nähe des Sims-Sees geklärt, in dem er unzweifelhaft nachwies, dass es sich um einen Unfall, ein typisches Unglück aus Zufall handelte, nicht um Mord. Kimmel lobte den Freund als Fachmann für das flache Land. Die leise Ironie im Ton wollte Roth mit Bedacht nicht ernst nehmen, gab also auch keinen Kommentar dazu.

   Im zweiten Fall war der Luftraum der Tatort. Eine Drohne, die immer wieder Starts und Landungen im Erdinger Moos bedrohte. Kimmel hatte Roth zur Unterstützung der Bundespolizei und des Security-Departments des Airports geschickt. Zunächst einmal hatte der Hauptkommissar viele Gespräche geführt. Dann ließ er sich ein Fahrrad geben und radelte am Zaun entlang, außen, umrundete in jeder Richtung einmal das Areal des Flughafens. Am nächsten Morgen lief er stundenlang ziellos durch alle Bereiche, begleitet von einem Sicherheitsmann, der Generalzutritt hatte. Seine Augen registrierten alles und er dachte nach, verarbeitete seine gewonnenen Erkenntnisse. Am späten Nachmittag dieses zweiten Tages legte er als Mitglied der SOKO „Drohne“ in Einzelheiten das Ergebnis seiner Überlegungen und die Folgerungen daraus dar. Seinen Empfehlungen wurde unmittelbar entsprochen und keine zwölf Stunden später wurde der „Pilot“ der Drohne festgenommen, auf frischer Tat, denn Roth lag mit dem Ort, von dem die Drohne gesteuert wurde, genau richtig. Woher er sein Wissen, seine feste Sicherheit herleite, wurde er gefragt, aber er antwortete nicht, hob nur vielsagend die Schultern, lächelte. 

   Er verabschiedete sich von der SOKO, trank noch Solo ein Bier in einem Lokal bevor er mit der S-Bahn zurück in die Stadt fuhr.