Abendlied
Ralf Kramp

260 Seiten

ISBN 978-3-9544-1357-7

10,95 € [D]
Auch böse Menschen haben Lieder……….

Herbie, den man in der Eifel  nur als den „Spinner“ kennt,  und sein unsichtbarer Begleiter Julius stolpern wieder einmal unfreiwillig in einen Mordfall. Diesmal stellt ihnen das Schicksal den abgehalfterten Schlagersänger Teddy Marco zur Seite, den König der billigen Reime, einen der letzten Verfechter von Minipli und Vokuhila, eine Gestalt, wie erschaffen für Fernsehgarten, Musikantenstadl & Co.

Doch dann liegt in einem Schaufenster im Outlet-Center von Bad Münstereifel eine Leiche. Dummerweise  gehört der Laden Teddy Marcos Freundin, und miese Texte scheinen nicht sein einziges Vergehen zu sein. Auf der Suche nach dem Mörder bereisen  Herbie Feldmann, sein imaginärer Wegbegleiter Julius und der singende Schürzenjäger Teddy die an skurrilen Gestalten so reiche Eifel – als fahrbarer  Untersatz dient ihnen ein schrottreifes Wohnmobil mit den Ausmaßen eines britischen Schützenpanzers aus dem ersten Weltkrieg.

Zwischen steinerweichend schlechten Festzelt-Auftritten, von wildgewordenen Hausfrauen belagerten Autogrammstunden und abgeschiedenen Campingplätzen entwickelt sich ein irres Roadmovie quer durch die Eifel, das bis zum Schluss mörderisch spannend bleibt.
Ralf Kramp

Ralf Kramp

… geboren 1963 in Euskirchen, lebt in einem alten Bauernhaus in der Eifel.

 Für seinen Debütroman »Tief unterm Laub« erhielt er 1996 den Förderpreis des Eifel-Literaturfestivals. Seither erschienen mehrere Kriminalromane und zahlreiche Kurzgeschichten.

 Unter dem Titel »Blutspur« veranstaltet er mit großem Erfolg Krimiwochenenden, bei denen hartgesottene Krimifans ihr angelesenes "Fachwissen" bei einer Live-Mördersuche in die Tat umsetzen können.

 Im Jahr 2002 erhielt er den Kulturpreis des Kreises Euskirchen.

 In Hillesheim in der Eifel unterhält der Krimi-Fachmann zusammen mit seiner Frau Monika das »Kriminalhaus«, eine touristische Attraktion mit dem »Deutschen Krimi-Archiv« (30.000 Bände), dem »Café Sherlock«, einem Krimi-Antiquariat und der »Buchhandlung Lesezeichen«.

 Mit seinen schwarzhumorigen Kurzkrimis hat sich Ralf Kramp nicht nur ein großes Lesepublikum erobert, sondern er tourt auch mit höchst unterhaltsamen Leseabenden durch den gesamten deutschsprachigen Raum. Dabei können sich die Zuhörer über seine haarsträubenden Kriminalgeschichten amüsieren und sich dem prickelnden Wechsel zwischen Gänsehaut und Zwerchfellerschütterung hingeben.

 

Die Presse feiert ihn, wo auch immer er auftritt:

„Der Mann liest nicht vor, er verwandelt mit seiner Rezitation den schlichten Vorlesesessel zum bunten Tatort.“ (Peiner Allgemeine)

„Mit wechselnden Stimmen schlüpfte Kramp in die Rollen seiner Protagonisten und verlieh ihnen so einen unverwechselbaren Charakter.“ (Rheinische Post)

„Der Art, wie Ralf Kramp seine Geschichten vorträgt, kann sich kaum jemand entziehen.“ (Aachener Nachrichten)

Empfehlung der Woche

Abendlied ist die Empfehlung der Woche der SYNDIKATs-Redaktion vom 18. September 2017.

Kritikerstimme

Der Fabulierkunst des Großmeisters Ralf Kramp sei es gedankt, dass sich eine Menge skurriler Figuren vor unserem geistigen Auge materialisieren.
Heidelberg aktuell

Drei Fragen an Ralf Kramp

Warum haben Sie sich für ein Leben mit dem Verbrechen entschieden?
Mit ehrlicher Arbeit bringt man es ja zu nichts. Bäcker, Landwirte und Podologen können ein Lied davon singen. Ich fühle mich jedenfalls zwischen Bankern, Politikern und Gebrauchtwagenverkäufern ganz wohl.

Was ist Ihre Lieblingstatwaffe?
Eine, deren Gebrauch man sich nicht erst umständlich erklären lassen muss. Ein Rechen tut’s ebenso wie ein Steakhammer.

Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?
Ich hab nicht angefangen!

Leseprobe

Gottlob war die Straße leicht abschüssig, sodass sich das Anfahren weniger mühselig gestaltete als noch vor­hin, als sie bei der Werkstatt seines Freundes Köbes in Zingsheim losgefahren waren.
Herbie schielte auf den Umschlag. »Hm, Kommern Süd. Noch so eine Gegend, wo wir richtig auffallen mit unserem Luxusschlitten.« Julius, der an dem winzigen Tisch im hinteren Teil des Wagens Platz genommen hatte, runzelte die Stirn. 
Das Bundeswehrdepot in Mechernich solltest du großräumig umfahren. Die denken am Ende, der Russe rollt an, und bom­ben uns von der Straße. 
»Wir geben nur ganz fix den Umschlag bei dieser Ad­resse ab, und dann geht’s zurück zu Köbes. Wer weiß, vielleicht ist er sogar schon fertig mit den Bremsbelägen.«
Eher sind die Kraniche wieder im Süden. Was mag denn in diesem Umschlag drin sein?
»Irgendwelche Papiere. Mietkram. Wenn ich das rich­tig verstanden habe, hat die Frau, der wir das überge­ben sollen, ein Ladenlokal in einem von Tante Hetties zahllosen Häusern angemietet.« Er schielte auf den Um­schlag. »Doreen Blumberger. Irgendein Fernseh-Model, das Klamotten verkaufen will, glaube ich.«
Die Blicke der Passanten folgten ihnen, als sie aus Münstereifel hinausrollten. Den Nöthener Berg schaff­te das Wohnmobil mit großer Mühe, dann gewann es bergab gehörig an Fahrt, sodass Herbie mit großem Ka­racho in den nächsten Kreisel hineinschoss. Der Inhalt der Wandschränke wurde geräuschvoll durcheinander­gewirbelt.
Sie streiften Mechernich, und nach zwanzig Minuten bogen sie bei den Katzensteinen von der Landstraße ab, überquerten die Bahngleise und quälten sich den Berg nach Kommern Süd hinauf. Bei dem Ortsteil handel­te es sich um ein zwar in die Jahre gekommenes, aber immer noch exklusives Wohnviertel, das größtenteils abgetrennt vom Hauptort am Waldrand lag. An der angegebenen Adresse fanden sie eine eingeschossige Flachdachvilla vor, die von gewaltigen, finsteren Fich­ten umstanden war. Ein angegrauter, ehemals weißer Rauputz, ein rötlicher Klinkersockel, ein monumenta­ler Außenkamin, der sich am Giebel in die Höhe reckte, eine weitläufige Rasenfläche, auf der scheinbar wahllos ein paar kitschige Steinfiguren verteilt standen – dieses Gebäude hätte als Schauplatz für jede Derrick-Folge die­nen können.
Herbie war gerade über den Beifahrersitz gerutscht, hatte die Beifahrertür geöffnet und war auf den As­phalt hinausgesprungen, als er vom Haus her laute Stimmen hörte. Die Frauenstimme dominierte. Es war die Art schriller Diskant, der gemeinhin zum Tragen kam, wenn die Diskussion in ein fortgeschrittenes Sta­dium geraten war, in dem längst alle Argumente ausge­tauscht worden waren. In dieser Phase des Streits wur­den keine Gefangenen mehr gemacht. Es ging nur noch um die restlose Auslöschung des Gegners.
Oder es ist die Alarmanlage, meinte Julius. 
Unsicher wendete Herbie den Umschlag in den Händen.
»Sie hat gesagt, ich soll ihn persönlich abgeben.«
Würde ich von abraten.
Herbie bewegte sich über die gepflasterte Einfahrt zaghaft auf die Eingangstür zu. In der offenen Garage erkannte er einen weinroten Maserati und einen silber­farbenen Mercedes-SUV, beide auf Hochglanz poliert.
»Raus!«
»Ach komm, Schneckchen, lass uns doch mal ver­nünftig …«
»Vernünftig? Nimm keine Worte in den Mund, die du nicht kennst!«
»Aber …«
»Raus!« So klang Hass.
So schnell er konnte, schob Herbie den braunen Um­schlag in die Klappe des Briefkastens und wandte sich auf dem Absatz um.
Dann kam, ganz knapp an seinem Kopf vorbei, ein Koffer geflogen. Er drehte ein paar stürmische Salti, als er wieder und wieder auf dem Boden aufschlug, bis er schließlich liegen blieb. Dann folgte eine prall gefüllte Reisetasche.
Und schließlich ein Metallköfferchen, das so hart auf­prallte, dass die Schnappschlösser aufsprangen. Ein paar Dutzend CDs prasselten heraus und wurden über das Pflaster verstreut. Die Plastikhüllen zersplitterten, CDs sprangen hervor und rollten in alle Himmelsrich­tungen davon.
Und schließlich stolperte ein Mann rückwärts die drei flachen Steinstufen hinunter. Herbie erkannte ihn sofort. Und zwar an dem, was ihn seit mehr als drei Jahrzehnten unverwechselbar machte: eine verdäch­tig schwarze Vokuhila-Miniplifrisur und die berühmte orangefarbene Lederjacke, an der allerhand silberglän­zender Klimbim herabbaumelte.
Das war Teddy Marco, das berühmte Schlagerfos­sil aus den Achtzigern, der Mann, der schon mehrere Generationen von Frauen mit seinen Songs in Verzü­ckung versetzt hatte und der erstaunlicherweise nie so richtig weg vom Fenster gewesen war. Teddy Mar­co, der Star, der sich treu geblieben war. Einer, der es nicht nötig gehabt hatte, sich alle paar Jahre neu zu erfinden.