Sturm über Triest
Günter Neuwirth

Gmeiner-Verlag

Taschenbuch

ISBN 978-3-8392-0418-4
2023. Auflage

18,50 € [D], SFr. 26,90 [CH], 19,– € [A]
Über der »Stadt der Winde« tobt der Wüstensturm Scirocco und in den Straßen der Stadt wimmelt es von Agenten. Seit die k.u.k. Kriegsmarine die drei Schlachtschiffe der Radetzky-Klasse auf Kiel gelegt hat, sind die Geheimdienste aller Großmächte hinter den Bauplänen her. Nachts wird auf den Gleisen ein toter Schiffsbauingenieur gefunden. Als Inspector Bruno Zabini den Fall untersucht, ahnt er noch nicht, dass in Triest ein mörderischer Agentenkrieg droht. Zu allem Überfluss kündigt sich die frostige Bora an. Bruno hat alle Hände voll zu tun, eine Eskalation internationalen Ausmaßes zu verhindern.
Günter Neuwirth

© Rudi Ferder

Günter Neuwirth

Günter Neuwirth, geb. 1966, wuchs in Wien auf. Nach einer Ausbildung zum Ingenieur und dem Studium der Philosophie und Germanistik zog es ihn für mehrere Jahre nach Graz. Heute wohnt er in Wien und in der Weststeiermark. Der Autor ist als Informationsarchitekt an der Technischen Universität Graz berufstätig.

Günter Neuwirth ist Autodidakt am Piano und trat während des Studiums in Wiener Jazzclubs auf. Eine Schaffensphase führte ihn als Solokabarettist auf zahlreiche Kleinkunstbühnen. Seit 2008 publiziert er Romane, vornehmlich im Bereich Krimi.

Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Günter Neuwirth

Wo schreibst du am liebsten?

Ganz einfach, an meinem Schreibtisch mit ergonomisch gutem Stuhl, Tastatur und ausreichend großem Bildschirm. Wenn man wie ich schon länger in Buchgeschäft ist, verfällt die Romantik mit dem Bleistift am Fuße des Eiffelturms, auf einer Felseninsel im Mittelmeer oder auf dem Gipfel eines Berges in ein kleines Notizbüchlein zu kritzeln.

Warum bist du im SYNDIKAT?

Weil ich hier viele sympathische, kreative und trinkfeste Kolleginnen und Kollegen kennengelernt habe, und weil ich diesen netten Leuten nicht erklären muss, was ich mit meiner Lebenszeit anfange.

Dein Sehnsuchtsort?

Der uns allen Lebendigen zugängliche Planet Erde, am besten noch vor der Sauerei, die wir Menschen mittels Umweltverschmutzung anrichten. Also bitte, Klimaschutz jetzt!

Dein Lieblingsgetränk?

Ostfriesentee mit Milch - dabei bin ich Österreicher!

Wo findest du Ruhe?

Auf dem stillen Örtchen.

Wo Aufregung?

In den Armen einer geneigten Frau.

Rezension

fredhel, www.lovelybooks.de

Agentenkampf in Triest

Zum letzten Mal begleitet man als Leser den Triester Inspector Bruno Zabini bei seiner Arbeit. Nachdem seine unrühmliche Affäre mit einer verheirateten Frau in Folge 2 ans Tageslicht gezerrt wurde, ist er nun wieder im Dienst.

In Triest entfesseln gestohlene Baupläne für eine gefährliche Waffe einen Krieg zwischen Geheimagenten verschiedenster Nationen. Brunos Fähigkeiten sind im höchsten Maße gefordert, aber auch seine Frauengeschichten kommen nicht zu kurz. Erst recht, weil eine geheimnivolle russische Schönheit im Geheimdienst-Wirrwarr mitmischt.

Die Handlung hat ein hohes Tempo, vor allem, weil besonders die russische Seite mit größter Brutalität ihre Ziele verfolgt. Zugleich erhält man auch Einblick in das gesellschaftliche Leben zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie, wenn der Erzähler sich Brunos Frauen zuwendet.

Dieser Agentenroman besticht durch die ausführliche Recherche des Autors. Sowohl historische Fakten als auch technische Details zum Schiffbau lassen auf ein profundes Wissen schließen.

Ich bin wieder absolut begeistert von dem neuesten "Neuwirth" und warte gespannt auf das nächste Buch aus seiner Feder.

Leseprobe

Sonntag, 3. November 1907

Unnachgiebig rüttelte der Scirocco an den Dachziegeln, Regenrinnen und Straßenlaternen. Auf seinem Weg übers Mittelmeer brachte er Sand mit sich, den er nun in den Gassen und Straßen von Triest zurückließ. Kaum jemand war zu dieser nachtschlafenden Zeit unterwegs, die Stadt versteckte sich hinter massiven Mauern und geschlossenen Fensterläden.

Gustav Lainer kämpfte sich durch den Wüstensturm. Noch regnete es nicht. Über mehrere Tage hatte sich der Wind aufgebaut, um sich nun in voller Stärke zu zeigen. Wie warm es war, bemerkte Lainer! Unnatürlich für November. Die erste trockene Welle des Windes war mit Sand angereichert, der sich wie Puderzucker über Triest legte. Doch der Saharastaub würde die Dächer und das Stadtpflaster nicht lange scheuern, denn dem Sand folgten schwere Regenwolken. Am nördlichen Ende der Adria bewegte sich die heiße Luft Hunderte Meilen nordwärts über das Meer und lud sich mit Feuchtigkeit auf. Lainer konnte die nahende Regenfront riechen, gar spüren. Spätestens bei Sonnenaufgang würde es wie aus Eimern schütten.

Was würde morgen sein? Würde die Gräfin ihr Versprechen halten? Würde er ein reicher Mann sein? Auf der Flucht nach Übersee? Aber wohin nur? Nach Kuba oder Kanada? Australien? Indien? Nur fort aus Österreich-Ungarn, weit fort.

Ein Verräter auf der Flucht! Der Strang des Henkers drohte. Oder Schlimmeres.

Lainer hatte noch viel vor in seinem Leben. Er konnte unmöglich weiter in dieser eintönigen Mittelmäßigkeit verharren. Er hegte hochtrabende Pläne, sah kolossale Chancen für sich. Sinnliche Abenteuer mit schönen Frauen, Jagden im Dschungel, eine Kanufahrt im Regenwald, die Pferderennen in Ascot, auf einem Dampfer durch die Inselwelt der Karibik. Die Gräfin hatte eine Tür aufgestoßen, er musste nur noch durchschreiten.

Oder vielmehr rennen.

Er eilte seit einer halben Stunde kreuz und quer durch die Stadt. Hatte er seine Verfolger endlich abgeschüttelt? Lainer drückte sich in den Schatten eines Hauseingangs und spähte in die nächtliche Gasse. Es war wohl nach Mitternacht. Er tastete nach der Taschenuhr, zog sie aber nicht heraus. Egal, er musste die zwei Männer endlich loswerden.

Wenn er nur eine Waffe bei sich hätte!

Die Gräfin hatte ihm eine angeboten. Lainer fluchte in sich hinein. Warum war er so dumm gewesen, den Revolver nicht anzunehmen?

Sie erwartete ihn sehnsüchtig auf Brioni. Einmal hatte er den mondänen Kur- und Badeort auf der Inselgruppe vor der Küste Istriens besucht. Es war nur ein kurzer Aufenthalt gewesen, als einfacher Schiffsbauingenieur konnte er sich nicht mehr leisten. Der Hochadel und die Hautevolee Österreich-Ungarns trafen sich dort, alle anderen, die Menschen aus dem einfachen Volk, konnten von den Galaabenden, Konzerten und Sportveranstaltungen nur in der Zeitung lesen.

Doch das Leben als Mann des einfachen Volkes hatte Gustav Lainer endgültig hinter sich gelassen. Auf zu neuem Gestade! Die Nacht mit der schönen Russin war atemberaubend gewesen. Der Start in eine neue Welt! In ein neues Leben!

Lainer konnte seine Verfolger nicht mehr entdecken. Die Meute war dem Fuchs lange auf den Fersen gewesen, aber er hatte sie abgeschüttelt. Er hielt mit einer Hand seinen Hut, mit der anderen umklammerte er eisern den Griff der Ledertasche. Alles hing davon ab, jetzt durchzukommen. Mit eingezogenem Kopf lief er gegen die prasselnden Sandkörner des Südsturms und tauchte wieder in die Finsternis der Nacht.

Nur fort von hier.

Das SYNDIKATS-Gewinnspiel

Der Autor verlost ein Exemplar von „Sturm über Triest“ unter jenen, die folgende Frage per Mail beantworten können: In welchem Land lag Triest im Jahr 1907?

Schickt eure Antwort bitte bis zum 24.08. 2023 per E-Mail