Inselbrut
Maren Schwarz

Gmeiner-Verlag

Taschenbuch

ISBN 978-3-8392-0601-0
2024. Auflage, März 2024

12,– € [D], SFr. 17,90 [CH], 12,40 € [A]
An einem trüben Tag wird auf Rügen die Leiche einer Frau gefunden, die sich bei einem Sturz von der Steilküste das Genick gebrochen hat. Wie sich herausstellt, hat Henrike Paulsen in einem über 30 Jahre zurückliegenden Vermisstenfall ermittelt. Obwohl die Obduktion keinen Hinweis auf ein Fremdverschulden ergibt, nimmt sich Rechtsmedizinerin Leona Pirell des Falls an. Dabei stößt sie auf Hinweise, die sowohl Henrikes Tod, als auch die Ereignisse von damals in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.
Maren Schwarz

Maren Schwarz

lebt in einer kleinen Stadt im Vogtland. Sie schrieb bereits mehrere Kriminalromane und Kurzgeschichten, die im Vogtland und an der Ostsee spielen, wie den Kriminalroman "Eisschwestern", in dem sie ihren pensionierten Kriminalkommissar Henning Lüders zum letzten Mal auf Verbrecherjagd schickt, oder "Inselfeuer" mit ihrer neuen Protagonistin Leona Pirell. Mit "Inselgrauen", ihrem mittlerweile 5. Rügenkrimi, setzt sie ihre erfolgreiche Krimireihe fort. Derzeit schreibt sie an ihrem 14. Kriminalroman, der wieder auf Rügen angesiedelt ist. Maren Schwarz ist Mitglied im Syndikat. 

Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Maren Schwarz

Wo schreibst du am liebsten?

An meinem Schreibtisch mit Blick auf den Garten.

Welcher ist dein Lieblingskrimi?

„Rebecca“ von Daphne du Maurier.            

Warum bist du im SYNDIKAT?

Wo sonst kann man sich so wunderbar mit Gleichgesinnten austauschen?          

Dein Lieblingswort?

Meeresrauschen – weil es so schöne Erinnerungen weckt.         

Dein Sehnsuchtsort?

Lobbe auf Rügen.          

Dein Lieblingsgetränk?

Ingwertee mit Honig und Zitrone.          

Wo findest du Ruhe?

Am Meer, im Wald und beim Schreiben.           

Wo Aufregung?

Vor jeder meiner Lesungen.

Deine persönlich meist gehasste Frage?

Und was machen Sie sonst noch so?            



Leseprobe

Irgendwann war er wieder allein gewesen und hatte seine Ängste mit Alkohol zu betäuben versucht. Erst Wein, dann Schnaps. Beides Dinge, mit denen seine Hausbar bestens bestückt war. Inzwischen war es draußen bereits dunkel geworden. Doch statt sich hinzulegen und seinen Rausch auszuschlafen, begab er sich an Deck und von dort aus von Bord. Schon bei den ersten paar Schritten wehte ihm ein eisiger Wind entgegen und ließ ihn in seinem Pullover frösteln. Vom Meer her bewegte sich eine massive Nebelwand auf ihn zu, die sämtliche Geräusche zu schlucken schien. Über dem gesamten Hafengelände lag eine geradezu gespenstische Stille, die nur vom Tosen des Windes und dem Schlagen der Wellen unterbrochen wurde. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Nur einige Boote, von denen die meisten schon winterfest gemacht worden waren. Obwohl er kaum noch geradeaus blicken geschweige denn gehen konnte, genehmigte er sich alle paar Meter einen tiefen Schluck aus der Schnapsflasche.

Als er am Ende des Stegs angekommen war, blieb er stehen und starrte auf das Meer hinaus. Mittlerweile hatte der Nebel ihn erreicht und sich wie ein feuchter Mantel um ihn gelegt. Von einem plötzlichen Gefühl der Verlassenheit ergriffen, hob er die Flasche erneut an die Lippen und trank sie aus. Der Schnaps rann brennend und tröstlich durch seine Kehle und erzeugte eine wohlige Wärme in seinen Eingeweiden. Es dauerte nicht lange, bis der Alkohol in seinem Kopf zu kreisen begann. Mit einem Mal drehte sich alles, und er fing an zu torkeln. Er griff um sich, in der Hoffnung, etwas zu finden, woran er sich festhalten konnte. Aber da war nichts. Nur der Himmel über und das Meer vor ihm. Dazwischen der Steg, der ihm jedoch keinerlei Halt bot. Seine Hände griffen ins Leere, und er stürzte in das eiskalte Wasser. Sein Aufschrei ging in dem dumpfen Aufprall unter, den sein Körper beim Aufschlagen auf die Wasserfläche verursachte. Ein paar Sekunden konnte er sich noch über Wasser halten, dann begann die Kälte ihn zu lähmen, und er versank unbemerkt in den tiefschwarzen Fluten des Hafenbeckens. Sein letzter Gedanke galt seinem Großvater, der ihn als kleiner Junge immer mit dem Boot mit aufs Meer hinausgenommen hatte. Jenes Meer, das jetzt zu seinem Grab werden sollte.