Der Preis in der Kategorie "Roman" ist mit 5.000 Euro in bar in nicht fortlaufend nummerierten Scheinen dotiert.
Der oder die PreisträgerIn 2025 wird am Samstag, den 12. April 2025, in einer großen Gala im Rahmen der CRIMINALE in Schwetzingen verkündet und geehrt.
Nominierte für den Glauser-Preis 2025 in der Kategorie "Roman":
(in alphabetischer Reihenfolge)
Nicole Eick: Wenn der Engel kommt (Edition Tingeltangel)
Henri Faber: Gestehe (dtv)
Thomas Knüwer: Das Haus, in dem Gudelia stirbt (Pendragon)
Jakob Nolte: Die Frau mit den vier Armen ((Suhrkamp Nova)
Till Raether: Danowski: Sturmkehre (Rowohlt Polaris)
Wenn der Engel kommt (Edition Tingeltangel)
Foto © Thomas Endl
Sommerhitze liegt über der Stadt, als in einem Hochhaus die stark verweste Leiche einer alten Frau gefunden wird. Binnen weniger Wochen folgen drei weitere rätselhafte Todesfälle. Für die Bamberger Kommissare Alfred Meister, Dominique Brodbecker und Nilay Esen laufen alle Fäden bei Sonjas PflegeEngel zusammen, aber Tatortspuren und Zeugenaussagen deuten zugleich auf einen seit 25 Jahren unaufgeklärten Mordfall hin.
Wenn der Engel kommt ist ein Sozialkrimi im besten Sinne. In knappen, präzisen Worten zeichnet Nicole Eick ein verstörendes Bild der Gesellschaft, ohne zu werten oder zu urteilen. Sie präsentiert keine Ermittler, Täter oder Opfer, sondern Menschen, deren Handeln selten rational, aber immer nachvollziehbar ist, und gibt ihnen ihre individuelle Stimme. In ihren Schwächen und Stärken, in ihrer Fehlbarkeit und ihrer Sehnsucht nach dem Unerreichbaren berühren sie uns zutiefst.
Gestehe (dtv)
Foto © Gunter Gluecklich
Vorzeigeermittler. Bestsellerautor. Liebling der Wiener Gesellschaft. Seit einem traumatisch verlaufenen Einsatz ist Chefinspektor Johann Winkler alias „Inspektor Jacket“ ein nationaler Held, aber seine großspurige Fassade bekommt bald gehörige Risse. Gemeinsam mit dem um Anerkennung ringenden Kollegen Mohammad Mo Moghaddam wird er zum Tatort eines grausamen Mordes gerufen. Alles daran kommt Jacket bekannt vor – von der Methode bis zur blutigen Botschaft auf dem Opfer: „Gestehe“. Alles genauso wie in seinem zweiten, noch unveröffentlichten Romanmanuskript.
Während Mo unter Druck steht, sich als Ermittler zu beweisen, will Jacket immer verzweifelter seine Geheimnisse vor seinem Partner verbergen. Aber die Mordserie hat gerade erst begonnen.
Gestehe ist ein geradezu perfekter Thriller und begeistert mit einer originellen Idee und einem ungleichen, aber überzeugenden Ermittlerduo. Rasant und doppelbödig, sozialkritisch und mit viel Wiener Schmäh.
Das Haus, in dem Gudelia stirbt (Pendragon)
Foto © Alexander Hildenberg
Eine Sturmflut bedroht den Ort und das Haus, in dem Gudelia lebt. Die Menschen um sie herum fliehen — sie bleibt. Sie ist alt und allein, und ihr Entschluss, den Ort, an dem sie ihr Leben mit ihrer Familie verbracht hat, nicht zu verlassen, ist unumstößlich. In diesem Haus stecken ihre Erinnerungen und düsteren Geheimnisse ihres Lebens, die bewahrt werden müssen. Koste es, was es wolle, und sei es ihr Leben.
Thomas Knüwer gelingt es auf drei Zeitebenen, das Portrait einer Frau aufzuzeigen, die für das, was sie liebt, kämpft. Ohne Kompromisse. Und kompromisslos schreibt auch der Autor.
Seite für Seite offenbart sich dem Lesenden eine Familientragödie, die sich beklemmend nah am Abgrund des Vorstellbaren abspielt, aber dennoch in all ihrer Komplexität menschlich und nachvollziehbar ist. Diese Spirale von Liebe und Hass, Schuld, Sühne und Vergeltung entwickelt eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Sie hallt nach, auch wenn die letzte Seite längst gelesen ist.
Jakob Nolte
Die Frau mit den vier Armen (Suhrkamp Nova)
Foto © Stefan Klüter
Hannover wird von einer mysteriösen Mordserie an jungen, einsamen Männern erschüttert. Kommissarin Rita Aitzinger kennt sich mit Einsamkeit aus. Ebenso mit Motorsport, und fluchen kann sie auch. Ihre ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden führen sie und ihren Partner Ilia Schuster durch eine Stadt, die gelegentlich wirkt wie die grell ausgeleuchtete Bühne einer Peepshow. Dabei bleiben sie immer nah an den Menschen.
Jakob Nolte ist ein herausforderndes Buch gelungen. Jede Seite, jede Figur bricht Lesegewohnheiten auf – im positiven Sinn. Abgründig, stilistisch herausragend und mit schwarzem Humor schreibt der Autor von Menschen, die ein bisschen schräg sind, aus dem Raster fallen und gerade deshalb berühren. Seine besondere Art, ihre Geschichte zu erzählen, geht unter die Haut. Er lässt Szenen entstehen, die gleichzeitig absurd und normal wirken. Ein spannender Kriminalroman, der mit Konventionen und Erwartungen spielt und dabei großen Spaß macht.
Till Raether
Danowski: Sturmkehre (Rowohlt Polaris)
Foto © Vera Tammen
Dem Hamburger Hauptkommissar Adam Danowski steht das Wasser bis zum Hals. Er hat etwas getan, das ihn ins Gefängnis bringen und damit alles kosten könnte, was ihm wichtig ist. Leider weiß das auch sein Vorgesetzter Kienbaum. Dessen Plan: Danowski zum Steigbügelhalter seiner eigenen Karriere machen. Er soll einem soeben gefassten Serienmörder den Cold Case einer Vermissten unterschieben, um die Statistik zu frisieren. Danowski steht vor der Wahl: Mitmachen? Oder die seit den 1990ern verschwundene Maria Kolossa selbst finden? Er macht sich auf den Weg und gerät in einen perfekten, tödlichen Sturm.
Till Raether orientiert sich am klassischen Ermittlerkrimi und bricht doch mit den Konventionen. Plot und Figuren verweigern sich unseren Erwartungen, wirken dabei aber nie gewollt originell oder effekthascherisch, sondern glaubwürdig in ihrer Vielschichtigkeit. Mit teils philosophischer Lakonie erweckt der Autor Charaktere zum Leben, für die unser Herz schlägt – und bricht. Ein nur vordergründig stiller Kriminalroman, der sich unauffällig gibt, und gerade deshalb herausragt.
Für den Glauser-Preis 2025 konnten bis zum 30. November 2024 deutschsprachige Kriminalromane von Verlagen eingereicht werden, deren Erscheinungstermin zwischen Dezember 2023 und November 2024 lag (Originalausgaben).
Jury: Cornelia Härtl, Daniel Wehnhardt, Kerstin Lange, Ellen Dunne, Jordan T.A. Wegberg und Lena Johannson (Jury-Organisation)
(Die Aussschreibungen für das Jahr 2026 finden Sie hier.)