2022: Kathrin Heinrichs, "Freier Fall" In: Im Mordfall Iserlohn, Emons Verlag
Kathrin Heinrichs (Foto: © Sarah Koska)
Luisa hat kastanienbraunes Haar und smaragdgrüne Augen. Sie ist 18 Jahre alt. Als ihr Vater sie zum letzten Mal sieht, sind ihre Augen geschlossen, das Haar ist blutverklebt. Sie liegt in der Rechtsmedizin. Das Auto, aus dem ihre Leiche geborgen wurde, hat ihr Vater ihr geschenkt, damit sie sicher zur Universität und wieder zurück nach Hause kam. Doch ein Gullydeckel, von einer Autobahnbrücke geworfen, hat sie getötet. Weil die Polizei den Täter nicht findet, macht der Vater sich allein auf die Suche. Am Ende hat er Erfolg. Glaubt er.
Begründung der Jury:
Kathrin Heinrichs stellt die Handlung aus zwei verschiedenen Blickwinkeln dar. Was Luisa gedacht haben mag, erfahren wir über ihren Vater. Was wir über den Mörder wissen, erfahren wir über den Mittäter. Entscheidend ist nicht die eigentliche Aktion, sondern der Weg dorthin und die Folgen für alle Beteiligten. Und die sind anders, als der Leser erwartet. Ganz anders.
Außerden nominiert waren:
- Peter Godazgar: "In der Werkstatt" In: Im Mordfall Iserlohn
- Julia Hofelich : "Täter" In: Schwabens Abgründe
- Thomas Kastura : "Wilderer" In: Mordsmäßig Münchnerisch 3
- Stephan Pörtner: "Züribieter Wandervögel" In: MordsSchweiz
Jury:
In der "Kurzkrimi"-Jury für den GLAUSER 2022 waren: Sunil Mann, Jürgen Ehlers, Ursula Sternberg, Gina Greifenstein, Klaas Kroon
Fenna Williams (Juryorganisation).
2021: Raoul Biltgen "Der ruhende Pol" In: Les Cahiers Luxembourgeoises, 3/2020
Foto: © Philippe Matsas
Ein Mann sitzt in einem Park in einer kleinen Stadt in Luxemburg und zählt. Er will das richtige Verhältnis zwischen Krähen, Kindern, Müttern, Bäumen und allem anderen herausfinden, denn er ist Statistiker und für eine solche Arbeit ausgebildet. Das tut er seit drei Jahren. Sein Ergebnis soll das Leben der Stadt verbessern, und nun steht er kurz davor, eine Lösung zu finden für das Problem.
Er stammt aus einem anderen Land, doch die Stadt hat ihn vor vielen Jahren aufgenommen, und nun will er ihr etwas zurückgeben, indem er aufgrund seines Zählens Empfehlungen ausspricht. Ende November hat er seine Beobachtungen abschließen wollen. Doch dazu kommt es nicht, denn auf einmal stimmen seine Zahlen nicht mehr. Dann verschwinden Kinder, und natürlich wird der Mann verdächtigt, weil er aus einem anderen Land kommt. Und immer da sitzt, sommers wie winters. In der Nähe ist ein Kinderspielplatz ...
Die Story fordert Geduld beim Lesen, denn eigentlich passiert ja sehr lange nichts. Dafür tritt der zählende Mann immer deutlicher hervor, wird sein Denken und Handeln verständlich. Kunstvoll spielt der Autor mit Sprache und Stil und lässt nur ab und zu zwischen den Sätzen und Zeilen hervorblitzen, was um diesen sonderbaren Mann herum geschieht. Diese behutsam aufgebaute Taktung sorgt dafür, dass die Leser*innen unweigerlich hineingezogen werden in die Geschichte und auch auf die Seite des Krähen-, Bäume-, Kinderzählers. Und am Ende lässt der Autor einen Paukenschlag ertönen, der leiser und schrecklicher nicht sein könnte.
Außerden nominiert waren:
- Katja Bohnet: "Die Schwarzfahrerin". In: Rentier, Raubmord, Rauschgoldengel. Knaur 2020
- Joe Fischler: "Konrad war ein guter Mann". In: Stille Nacht, nie mehr erwacht. Krimis für die kalte Jahreszeit. Rowohlt Taschenbuch Verlag 2020
- Regina Schleheck: "Peinlich". In: Diebe, Mörder, Galgenstricke. Wellhöfer 2020
- Leif Tewes: "Der Sinn des Lebens". In: Banken, Bembel und Banditen. Gmeiner 2020
Die Liste aller eingereichten Kurzgeschichten können Sie hier 406.8K und hier (November-Einreichungen) 412.3Kherunterladen.
Jury:
Almuth Heuner, Maren Graf, Jennifer B. Wind, Volker Streiter, Thomas Kowa,
Marlies Ferber (Juryorganisation).
2020: Sunil Mann: Der Watschenmann, in: Blutige Lippe 3, Ventura Verlag
- Sunil Mann,
- Foto: © Eke Miedaner
Im Morgennebel verflüchtigt sich die endlose und schreckliche Nacht für den gepeinigten Watschenmann, der von seinem Jagdhochsitz aus beobachtet, wie eine unsichtbare Hand durch das Weizenfeld streicht und der erste rosa Schein am Horizont die Ären silbern flimmern lässt. Ein Rudel Rehe grast friedlich, ein Reiher fliegt vorbei, in der Ferne gluckert der Biesterbach und gleich unter sich hört er, versteckt im Weizenfeld, das Raubtier fressen, einzig die gelbe Schuhspitze von Thorsten ragt heraus, zuckt hin und wieder. Nein, der Watschenmann ist nicht der Jäger. Er ist der Gejagte, der Gefangene, der Gefolterte, hilflos verschnürt auf dem Hochsitz.
Sunil Mann würzt seinen packenden Kurzkrimi, dessen starke Bilder dem Leser im Kopf hängen bleiben, mit Landliebe, Witz und Bitterkeit, garniert mit jugendlichem Wahn und serviert dem Leser einen literarischen Hochgenuss, der zart und zugleich deftig schmeckt und einen verstörend süßen Nachgeschmack hinterlässt.
Jurybegründung
Das Graulicht verflüchtigt sich mit dem ersten rosa Schein am Horizont. Magnus sitzt auf einem Jagdhochsitz, gefesselt und mit einer alten Tennissocke im Mund. Eine sanfte Brise streicht wie eine unsichtbare Hand durch das Weizenfeld unter ihm. Thorsten liegt darin, nur die Schuhspitze ragt heraus, zwischendurch zuckt sie. Thorsten ist einer der fünf Burschen, die Magnus einmal mehr gejagt haben. Der Grund ist längst vergessen - unwichtig. Vielleicht einfach, weil Magnus anders ist, gross und unförmig und langsam im Denken. Sein Gesicht ist seltsam konturenlos, als bestünde es aus Wachs, das irgendwann zu warm geworden war.
Niemand steht dem gejagten Magnus bei, so scheint es, niemand bis auf Sunil Mann, der seinem Protagonisten eine Stimme gibt. Denn gerade in der heutigen Zeit gibt es viele Menschen wie Magnus unter uns, aber nicht genug Sunil Manns, die hinschauen und etwas unternehmen – gut, vielleicht sollten wir es nicht auf die Art machen, wie es Sunil Mann in ‘Der Watschenmann’ tut. Er gibt einem hungrigen Raubtier etwas zu fressen, lässt es an der zarten Wade von Thorsten nagen, dessen Schuhspitze ja aus dem idyllischen Weizenfeld ragt – und zuckt.
Sunil Manns Kurzkrimi ‘Der Watschenmann’ hat die Jury berührt und ist in den Köpfen hängen geblieben. Unglaublich stark sind die Bilder, die Atmosphäre, die geschaffen wird. Schönes mit Grausamen in einer Szene zu verbinden, ist die Stärke dieses Textes.
Leider stehen Kurzgeschichten oft im Schatten der Romane. Aber einen Leser emotional zu verführen, ihn lachen, weinen und leiden zu lassen mit Figuren, für die kaum Platz auf den wenigen Seiten Papier ist, ist wahre Schreibkunst. Deshalb kann der Gewinner dieses Preises nicht hoch genug gewürdigt werden.
Wer ist Sunil Mann? Als Sohn indischer Einwanderer ist er im Kanton Bern aufgewachsen, besuchte in Interlaken das Gymnasium und brach – wie er selbst sagt - das Psychologie- und Germanistikstudium erfolgreich ab. Er absolvierte eine Gastronomie-Ausbildung und flog 20 Jahre als Flugbegleiter um die Welt. 2018 endlich, ist er angekommen und lebt heute als freischaffender Autor in Aarau. Sunil Mann ist ein Mensch, der sich niemals vor Vorurteilen, Unbekanntem und Andersartigem verschliesst. Genau diese Offenheit, manchmal auch Verletzlichkeit, spiegelt sich in seinen Figuren wider, die wie er, selten den Humor verlieren.
Seine Karriere begann 2001 mit Kurzgeschichten. Zehn Jahre später erschien sein Krimidebüt ‘Fangschuss’, das den Zürcher-Krimipreis erhielt. Bisher hat Sunil Mann acht Kriminalromane, drei Kinderbücher und ein Jugendbuch veröffentlich, hinzukommen über 80 Kurzgeschichten. Viele seiner Werke wurden ausgezeichnet, einige ins Französische übersetzt.
Sunil Mann greift, wie auch beim Watschenmann, gerne Themen auf, die schwierig sind. Er hat den Mut, über Tabus zu sprechen. Seine Bücher sind subtil, feinfühlig und mit viel Witz geschrieben – und einer guten Portion Galgenhumor. Er hat eine Botschaft, immer. Seine Werke sind kulturübergreifend, er schreibt für Jung und Alt, für Adrenalinjunkies, Komikliebhaber, wissbegierige Kids und, meiner Meinung nach, auch für Literaten.
Trotz seines Erfolges ist er bodenständig geblieben, bescheiden, freundlich, aufmerksam, so habe ich ihn als Autorenkollegen und Menschen kennenlernen dürfen.
Ich weiss, dass er sich ehrlich mit anderen Autoren und Autorinnen freut, wenn sie in diesem schwierigen Business Erfolg haben, und deshalb freue ich mich, freuen wir uns alle riesig für Sunil Mann, als verdienten Gewinner des Glauser-Preises 2020 in der Sparte Kurzkrimi.
Einen grossen Applaus für Sunil Mann und seinen Watschenmann!
Außerden nominiert waren:
- Raoul Biltgen mit Harmlos, in: Mordsmäßig Münchnerisch 2, Hirschkäfer Verlag
- Katja Bohnet mit D für Drive, in: Lametta, Lichter, Leichenschmaus, Knaur Verlag
- Richard Fliegerbauer mit Nachtschicht, in: Woidbluad, HePeLo Verlag, Edition Golbet
- Julia Hofelich mit Opfer, in: Geschmackvoll morden, Wellhöfer Verlag
Für den GLAUSER-Preis in der Sparte "Kurzkrimi" 2020 konnten Krimi-Kurzgeschichten eingereicht werden, die im Jahr 2019 in gedruckter Form (elektronische Veröffentlichungen wurden nicht berücksichtigt) erschienen sind. Die Kurzkrimis durften nicht länger als 20 Normseiten (30 Zeilen à 60 Anschläge) sein. Die Autoren mussten die Kurzkrimis selbst bei der Juryorganisation einsenden.
Die Liste aller 95 eingereichten Werke können Sie hier herunterladen (PDF).
Die Juroren waren:
Karr & Wehner (Preisträger 2018), Marlies Ferber, Monika Mansour, Horst Prosch und Günther Zäuner.
Juryorganisation 2020: Fenna Williams
2019: Almuth Heuner – Schwarzes Erbe, in: Zechen, Zoff und Zuckerwerk, Prolibris.
„Schwarzes Erbe“ heißt der Kurzkrimi, für den Almuth Heuner den Friedrich-Glauser-Preis verliehen bekommt – ein dreidimensionaler Titel, wie sich im Laufe der Lektüre herausstellt.
Kurzkrimis wie diese sind es, die eine der industrie- und sozialgeschichtlich prägendsten Phasen der bundesrepublikanischen Geschichte wachhalten. Der Strukturwandel im Ruhrgebiet ist seit Jahrzehnen im Gange und er ist mit dem Jahr 2018 noch längst nicht abgeschlossen. So ist es nur konsequent, dass die dritte Generation in der Familie des Protagonisten am Ende die Verbindung von der Vergangenheit in die Zukunft herstellt.
Das ist Literatur auf höchstem Niveau. „Schwarzes Erbe“ ist so aktuell wie relevant, so spannend wie sprachlich ausgefeilt.
Die Jury und damit das gesamte Syndikat bedankt sich für diese Geschichte und gratuliert Almuth Heuner herzlich zum Friedrich-Glauser-Preis des Jahres 2019 in der Sparte Kurzkrimi!
Peter Godazgar - Zu schlau für diese Welt, in: Die Stadt, das Salz und der Tod, Grafit
Judith Merchant - Goldrausch ohne Rauschgold, in: Makronen, Mistel, Meuchelmord, Knaur
Ursula Sternberg - Sieben, in: Zechen, Zoff und Zuckerwerk, Prolibris
Reinhard Jahn/Walter Wehner
An Tagen wie diesen, in: Zechen, Zoff und Zuckerwerk, Prolibris
Die Jury: Thomas Breuer, Gitta Edelmann, Thomas Kastura (Preisträger 2017), Veit Müller und Claudia Schmid.
Juryorganisation: Claudia Puhlfürst
2018: Karr & Wehner (Reinhard Jahn und Walter Wehner)
Hier in Tremonia, in: Killing You Softly, KBV
Tremonia. Tremonia ist Dortmund. Tremonia ist auch der Name einer Knappschaftskapelle. Sie spielt In the Ghetto von Elvis. Die Kapelle und der Song geben der Geschichte den Takt vor. Der Pott, die Stadt, das Getto. Karr und Wehner zeichnen mit wenigen rhythmischen Strichen das Bild einer heruntergekommenen, aber funktionierenden Siedlung, in der niemand wirklich Kohle hat, aber in der man sich kennt und vor allem aufeinander verlassen kann. Bergarbeiterromantik. Aussterbende Welt. Konkret bedroht durch die Magma-Immobilienentwicklungsgesellschaft. Die wollen die Siedlung entwickeln. Was heißt: die kleinen Leute raus, neue, reichere Leute rein. Fette Kohle für die Magma, Heimatlosigkeit für die Leute aus der Siedlung. Das lassen die Rita, der Kalle und der Schorsch, der Klaus und der Rudi und die Uschi von der Band nicht durchgehen. Mit Raffinesse und Musik verhelfen sie jedem Magma-Vertreter zum passenden Unfall. Bis es aus ist mit dem Projekt. Karr und Wehner beschreiben mit leisem Humor die fast schon verlorene Welt der Zechen und Kumpels und ihrer Werte. Sie erzählen den alten Kampf von David gegen Goliath, aber sie erzählen ihn neu. Mit liebevoller Wehmut und ganz großem Sound. Einfach außergewöhnlich.
Außerdem nominiert aus 139 eingereichten Titeln waren:
Klaus Berndl - Feueralarm, in: Feuerspuren, edition karo
Thomas Kastura - Der Zuschauer, in: Kerzen, Killer, Krippenspiel, Knaur
Henry Kersting - Der Blaue, in: Rache brennt, Verlag am Schloss
Cécile Ziemons - Dünensingen, in: Feinste Friesenmorde, Leda Verlag
Die Jury:
Richard Birkefeld, Mechtild Borrmann, Sanela Egli, Joe Fischler, Iris Leister (Preisträgerin 2016)
Juryorganisation:
Claudia Puhlfürst
2017 Thomas Kastura – Genug ist genug
in: Plätzchen, Punsch und Psychokiller (Knaur)
Fred Dennert, ein Autor dreißig unveröffentlichter Romane, kommt durch einen Sturz von einer Leiter in seiner Bibliothek ums Leben. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, erweist sich als kaltblütiger Mord. Wer hat diesen auf den ersten Blick so bescheidenen Autor umgebracht, der doch nur im Stillen wirken wollte? Staatsanwalt Brandeisen, zugleich der beste Freund des Autors, macht sich auf Spurensuche. Facettenreich und sprachmächtig erzählt Thomas Kastura eine unterhaltsame, spannende und irrwitzige Geschichte voll skurriler Einfälle. Überraschende Wendung am Schluss inbegriffen.
Außerdem nominiert aus 136 eingereichten Titeln waren:
Raoul Biltgen – Helden – ein Wiener Mosaik, in: Tatort Hofburg (Falter Verlag)
Peter Godazgar – Sicherheit ist planbar, in: Handwerk hat blutigen Boden (kbv)
Petra Ivanov – Das Geständnis, in: Mord in Switzerland, Band 2 (Appenzeller Verlag)
Ella Theiss – Sehnsucht, in: Suche Trödel, finde Leiche (kbv)
Die Jury: Christiane Geldmacher (Preisträgerin 2015), Michael Herzig, Robert Preis, Sabine Trinkaus, Fenna Williams
Juryorganisation: Gerald Hagemann
Bild & Musik: Ingo Buranaseda
Sprecherin: Nadine Buranaseda
2016 Iris Leister – Der Hias
in: BoandlKramer & andere Geschichten aus dem Bayerischen Wald (Edition Golbet, HePeLo Verlag)
Michis kleiner Bruder, der geistig behinderte Hias, ist ein "Kaputtmacher". Zuerst ist ein Kätzchen tot, am Ende ein Mädchen aus der Nachbarschaft. Und Michi will nichts weiter, als dass der Hias verschwindet. "Kinder sind grausam", heißt es. Was damit gemeint ist, das illustriert Iris Leister mit ihrer abgründigen Geschichte aus dem provinziellen Kosmos des Bayerischen Waldes – äußerst treffend erzählt im Idiom des Landstrichs und der ganz eigenen, trotzig-verletzten Sprache der kindlichen Hauptfigur.
Außerdem nominiert aus 178 eingereichten Titeln waren:
Christiane Dieckerhoff – Hechte der Nacht, in: Flossen hoch 3.0 – Jetzt erst recht (Leda Verlag)
Laura Müller-Hennig – Wenn sie da ist, in: Mordlichterglanz (Leinpfad Verlag)
Friederike Schmöe – Das nackte Licht, in: Glühweinopfer und Lebkuchenleichen. Ein fränkischer Adventskalender in 24 Kurzkrimis (ars vivendi)
Roland Spranger – C, in: Tatort Franken No. 6,(ars vivendi)
Die Jury: Brigitte Glaser, Sunil Mann, Alexander Pfeiffer (Preisträger 2014), Horst Prosch, Susanne Schubarsky
Juryorganisation: Susanne Kliem
Bild: Daniel Carinsson
Musik: Ingo Buranaseda
Sprecherin: Nadine Buranaseda
2015 Christiane Geldmacher – Fanpost
in: online_ins_jenseits (Grafit Verlag)
Eine empfindsame Philosophenseele sucht eine andere – so scheint es jedenfalls am Anfang. Der Wittgenstein-Exeget Metz schreibt einen Fanbrief an den Journalisten Houbein. Doch der Tonfall des Briefs wird immer drängender, aufdringlicher, sein Inhalt immer distanzloser und unverschämter. Tatsächlich ist der Brief Beilage eines psychiatrischen Gutachtens, mit dem Houbein entlastet werden soll. Der hat eine nicht näher spezifizierte Bluttat an Metz begangen, dessen Annäherungsversuche quasi in einem Strudel des Irrsinns enden. Christiane Geldmacher thematisiert in Fanpost nicht ohne Humor die fatalen Versuchungen einer kranken Seele im digitalen Zeitalter. Dabei erzählt sie in raffinierter Form und mit intellektuellem Anspruch.
Außerdem nominiert aus 195 eingereichten Titeln waren:
Klaus Berndl – Bad Herzenwerder, in: Heute hier, morgen Mord (S. Fischer Verlag)
Roger M. Fiedler – Killshot-App, in: online_ins_jenseits (Grafit Verlag)
Elke Pistor – Ziegengeschwister, in: Ebbe, Flut und Todeszeiten (kbv)
Horst Prosch – Süß klangen die Glocken nie, in: RauschGiftEngel (ars vivendi verlag)
Die Jury: Wolfgang Bortlik, Gitta Edelmann, Anne Kuhlmeyer, Regina Schleheck, Günther Thömmes
Juryorganisation: Susanne Kliem
2014 Alexander Pfeiffer – Auf deine Lider senk ich Schlummer
in: küche, diele, mord (kbv)
"Wenn man in unserem Job anfängt, Tagebuch zu schreiben, dann ist das der Anfang vom Ausstieg", weiß der namenlose Ich-Erzähler. Sein Job ist der des Dealers, der Ausstieg das erklärte Ziel. Ob der einsame Protagonist den Ausstieg schafft, enthüllt der Text nicht. Doch den Weg dahin zeichnet Pfeiffer beinahe beiläufig in mosaikartig angeordneten Szenen eines nächtlichen Großstadtdschungels. Eine Geschichte wie ein Film Noir, die sofort berührt, ihre Geheimnisse aber erst nach und nach preisgibt. Und eine Figur, die lange nachhallt.
Außerdem nominiert aus 184 eingereichten Titeln waren:
Raoul Biltgen – Zwang heilt die Natur, in: Berner Blut (Gmeiner)
Beatrix Kramlovsky – Dreimäderlhaus, in: küche, diele, mord (kbv)
Barbara Krohn – Totentanz in Regensburg, in: Regensburger Requiem (kbv)
Franz Zeller – Karottinger, in: Tatort Rathaus (Falter)
Die Jury: Mischa Bach, Helmut Maier, Judith Merchant, Gerd J. Merz, Clementine Skorpil
Juryorganisation: Susanne Kliem
2013 Regina Schleheck – Hackfleisch
in: Mordsküche (Der Kleine Buch Verlag)
Eine gestresste Mutter, mitten in den Vorbereitungen zum Mittagessen. Routiniert, pragmatisch, mit der verzeihlichen Ungeduld überforderter Frauen. Ein kleiner Junge, der nicht ahnt, dass er als Bote des Bösen missbraucht wird. Der Dialog über den Verbleib der großen Schwester während des Hackfleischknetens: fast beiläufig. Aber dann: Nachfragen. Begreifen. Panik. Der Beginn unendlicher Trauer und Seelennot einer Mutter, die ihr eigen Fleisch verliert. Mitten im Alltag, diesem banalen Alltag, der auf einmal zum verlorenen Paradies wird. Regina Schleheck hat auf viereinhalb Seiten ein Universum des endlosen Grauens aufgefaltet. Starke Bilder, kein Wort zu viel. Eine Geschichte mit großem Nachklang.
Außerdem nominiert aus 160 eingereichten Titeln waren:
Gunter Gerlach – Lügen in Lünen, in: Kalendarium des Todes (Grafit)
Peter Probst – Das Wunder von Werne, in: Kalendarium des Todes (Grafit)
Elmar Tannert – Unter dem Apfelbaum, in: Tatort Garten (ars vivendi)
Sabine Trinkaus – Agnus Dei, in: Schöner Morden im Norden (Pendragon)
Die Jury: Christine Brand, Christiane Höhmann, Nina George, Stefan Valentin Müller, Franz Zeller
Juryorganisation: Romy Fölck
2012 Nina George – Das Spiel ihres Lebens
in: Scharf geschossen (kbv)
Außerdem nominiert aus 208 eingereichten Titeln waren:
Michel Birbæk – Surfen, in: Berlin Blutrot (Köln.-Preuß.Lektoratsanstalt)
Lucie Flebbe – Weg zur Hölle, in: He Shot Me Down (Rotbuch)
Kai Hensel – Frühling des Herzens, in: Berlin Blutrot (Köln.-Preuß. Lektoratsanstalt)
Stephan Pörtner – Blaue Liebe, in: He Shot Me Down (Rotbuch)
Die Jury: Zoë Beck, Jacqueline Gillespie, Alexander Köhl, Henner Kotte, Heinrich Stefan Noelke
Juryorganisation: Romy Fölck
2011 Judith Merchant – Annette schreibt eine Ballade
in: Mörderisches Münsterland (kbv)
Außerdem nominiert aus 177 eingereichten Titeln waren:
Zoe Beck – Rapunzel, in: Märchenmörder (Köln.-Preuß. Lektoratsanstalt)
Anne Chaplet – Countdown in Selm, in: Mord am Hellweg V (Grafit)
Anke Laufer – Die Abweichung, in: Wie fühlt es sich an ein Tier zu sein (Swiridoff)
Sybille Zimmermann – Kleiner Tod, in: Die lange Tote vom Münsterplatz (Wellhöfer)
Die Jury: Eva Almstädt, Christoph Badertscher, Mona Misko, Claudia Puhlfürst, Günther Thömmes
Juryorganisation: Romy Fölck
2010 Zoë Beck – Draußen
in: München blutrot (Köln.-Preuß. Lektoratsanstalt)
Außerdem nominiert aus 203 eingereichten Titeln waren:
Angela Eßer – 6 Uhr 23 – Guten Morgen, München, in: München blutrot (Köln.-Preuß. Lektoratsanstalt)
Herbert Friedmann – Drei Wünsche, in: Schneeflöckchen, Mordsglöckchen (edition karo)
Nina George – Das Licht von Dahme, in: Endstation Ostsee (kbv)
Stefan Valentin Müller – März am Teilungswehr, in: 13 Morde hat das Jahr (Heyne)
Die Jury: Sabina Altermatt, Jan Beinßen, Wolfgang Burger, Romy Fölck, Judith Merchant
Juryorganisation: Hildegunde Artmeier
2009: Judith Merchant – Monopoly
in: Money. Geschichten von schönen Scheinen (Verlag Johannes Heyn)
Außerdem nominiert aus 140 eingereichten Titeln waren:
Sebastian Fitzek – Alles für Bergkamen, in: Mord am Hellweg IV (Grafit)
Sandra Lüpkes – Das Gewissen von Werl, in: Mord am Hellweg IV (Grafit)
Jörg Juretzka – Die Matratze von Uentrop, in: Mord am Hellweg IV (Grafit)
Hans Forster – Himmel und Hölle, in: Im Kreis der Familie (S. Fischer Verlag)
Die Jury: Bernhard Jaumann, Kathrin Heinrichs, Annette Petersen, Rudolf Jagusch, Guido Seyerle
Juryorganisation: Hildegunde Artmeier
2008: Bernhard Jaumann – Schnee an der Blutkuppe
in: Zum Sterben schön (Wunderlich)
Außerdem nominiert aus 141 eingereichten Titeln waren:
Hippe Habasch – Der Hut des Präsidenten, in: ADAC, Bodensee (ADAC)
Gisa Klönne – Spaghetti nach Hurenart, in: Pizza, Pasta und Pistolen (Langen-Müller)
Amaryllis Sommerer – Patsy Power, in: In aller Freundschaft (Fischer)
Carsten Sebastian Henn – Mord im Kühlschrank, in: Henkers Tropfen (Emons)
Die Jury: Hildegunde Artmeier, Carola Clasen, Arnold Küsters, Sabina Naber, Ulrike Rudolph
Juryorganisation: Ina Coelen
2007: Sabina Naber – Peter in St. Paul
in: Mörderisch unterwegs (Milena)
Außerdem nominiert aus 159 eingereichten Titeln waren:
Anne Chaplet – Liebe und Tod in Hattingen, in: Mord am Hellweg III (Grafit)
Horst Eckert – Wege zum Ruhm, in: Blutgrätsche (Grafit)
Bernhard Jaumann – Nacht über Unna, in: Mord am Hellweg III (Grafit)
Jan Costin Wagner – Sonnenspiegelung, in: Spiegel-Spezial, Bücher 2006 (Spiegel)
Die Jury: Oliver Buslau, Anke Cibach, Jürgen Ehlers, Ulla Lessmann, Heidi Rehn
Juryorganisation: Ina Coelen
2006: Jürgen Ehlers – Weltspartag in Hamminkeln
in: Mords-Feste (Leporello)
Außerdem nominiert aus 144 eingereichten Titeln waren:
Almuth Heuner – Der lange Schatten der Schwanenburg, in: Tödliche Torten (Leporello)
Beatrix Kramlovsky – Ein Jegliches hat seine Zeit, in: Tödliche Torten (Leporello)
Sandra Niermeyer – Die Wohnung, in: Das Magazin (Kurznachzehn Verlag)
Michael Rossié – In Süchteln läßt der Tod sich Zeit, in: Mords-Feste (Leporello)
Die Jury: Thorsten Beck, Anne Chaplet, Klaus Dewes, Ina Coelen, Gunter Gerlach
Juryorganisation: Ina Coelen
2005: Gunter Gerlach – Die Hochzeit in Vörde
in: Mord am Niederrhein (Grafit)
Außerdem nominiert aus 159 eingereichten Titeln waren:
Anne Chaplet – Wem die Stunde schlägt in Königsborn, in: Mehr Morde am Hellweg (Grafit)
Horst Eckert – On the Road, in: Juwelen am Hellweg (Grafit)
Doris Gercke – Der Richter von Unna, in: Der Richter von Unna oder: Von Glück und Tod (Grafit)
Sandra Lüpkes – Klackklack-Klackklack, in: Morden im hohen Norden (Heyne Verlag)
Die Jury: K.-J. Frahm, Rebecca Gablé, Nina George, Carmen Korn
Juryorganisation: Ina Coelen
2004: Carmen Korn – Unter Partisanen
in: Du sollst nicht töten (Grafit)
Außerdem nominiert aus 125 Einsendungen waren:
H. P. Karr – Wofür halten Sie mich?, in: Mordslust (Scherz Verlag)
Carmen Korn – Unter Partisanen, in: Du sollst nicht töten (Scherz Verlag)
Beatrix M. Kramlovsky – Die Seidenstraße, in: Liebestöter (Scherz Verlag)
Sandra Niermeyer – Morstiege, in: Stadt und Stattliches (Geest-Verlag)
Die Jury: Monika Buttler, Anke Cibach, Gunter Gerlach, Sandra Lüpkes, Eva Maaser
Juryorganisation: Ina Coelen
2003: Gunter Gerlach – On the road: von Lippstadt nach Unna
in: Mord am Hellweg (Grafit)
Außerdem nominiert aus 89 eingereichten Titeln waren:
Martina Bick – Heringstod, in: Brillante Morde (Leporello)
Christl Greller – Ovid muss sterben, in: Schattenwerfen (Resistenz)
Thomas Kredelbach – Gefährliche Freundin
Christiane Schwarze – Tonerde
Die Jury: Nessa Altura, Klaus Dewes, Thomas Pfanner, Dorothea Puschmann, Inge Schumann
Juryorganisation: Sandra Lüpkes
2002: Nessa Altura – Der Burschl aus Tirol
in: Tatort Berg (Vertigo)
Außerdem nominiert aus 132 eingereichten Titeln waren:
Mischa Bach – Vollmond, in: Teuflische Nachbarn (Scherz Verlag)
Dieter Bromund – Die Geschichte des Alan McLeod, in: Mordlichter (Leda)
Stephan Pörtner – Schwachkopf, in: Brillante Morde (Leporello)
Gabriele Wolff – Unter Palmen so grün, in: Mord im Grünen (Gerstenberg)
Die Jury: Andrea C. Busch, Peter Gerdes, Tatjana Kruse
Juryorganisation: Ina Coelen
Der Friedrich-Glauser-Preis in der Sparte "Kurzkrimi" wird vom SYNDIKAT seit 2002 vergeben.