Wir können auch anders

Rezension

„Eine putzwütige Hausfrau, ein dementer Ex-DDR-Grenzsoldat, eine merkwürdige neue Nachbarin oder der Unfalltod eines Kindes eröffnen eine Fülle an Konfliktstoffen zwischen Frust und Lust, Argwohn und Abrechnung mit unvorhersehbaren, oft ungewollten Ergebnissen, deren Hergang sich gelegentlich im Subtext verbirgt. Wie sich zwischen den Zeilen Abgründe auftun, in die wir als Leser unversehens stolpern, dann atemlos weiterlesen bis zum Ende, dann nochmal vorn und gründlicher lesen, ob wir nicht doch einen Hinweis, eine Andeutung vielleicht übersehen haben, dann ratlos zurückbleiben mit all dem, das uns trotzdem bzw. gerade deswegen einfach nicht loslassen mag ... das ist ... ja, das ist einfach ganz große Literatur!“ (Christian Linker)

Leseprobe

„Ein einziger Wermutstropfen hat unseren Aufenthalt in Bad Boltenhagen noch getrübt. Das war in der letzten Woche, zwei Tage vor unserer Abreise. Da zog gleich nebenan ein junges Pärchen ein. Bis dahin war es ja so idyllisch gewesen! Man sah und hörte nichts von Nachbarn. Die haben aber auch wunderbare Hecken hochgezogen zwischen den Häusern, hinter denen man sich fühlt wie auf einem einsamen Stern.

Dann ging das auf einmal mit dem Krach los, und es war klar: Wir hatten nicht nur neue Nachbarn, sondern solche, die man seinem schlimmsten Feind nicht wünscht. Das ohrenbetäubende Gedudel hielt vom Nachmittag bis zum späten Abend an. „Paul“, flehte ich. „Unternimm etwas!“

Paul ging um das Haus herum, Basker trottete hinterher. Nach ein paar Minuten wurde die Musik etwas leiser gedreht. Gerade so viel, dass ich eine männliche Stimme rufen hörte: „Mach dich nicht lächerlich, Opa! Wir leben in einem freien Land!“

„Eben!“, hörte ich Paulchens ruhige Stimme, und mir wurde ganz warm ums Herz. „Darum werdet ihr beiden Jüngelchen uns jetzt auch die Nachtruhe gönnen!“

„Dann geht doch endlich ins Bettchen, husch-husch!“, ließ sich die erste Stimme wieder vernehmen. „Damit wir in Ruhe weiterfeiern können!“

„In Ruhe!“, sagte Paul. Seine Stimme war nicht laut, aber klar und fest.

„Haben wir uns verstanden? Sonst zeigen wir euch, wie Totenstille geht!“

Er kam zurück. Nebenan wurde wieder aufgedreht. Basker verschwand in der Dunkelheit, während drüben ekstatisch weiter gefeiert wurde. Zu der Musik gesellten sich schrille Schreie. Paul sprang auf. „Jetzt ist aber endgültig Schluss!“

Kurz darauf verstummte die Musik.

Paul kehrte zurück. „Ich brauche die Plane.“

Während er noch eine nächtliche Bootstour unternahm, putzte ich die Nachbarterrasse. Ich möchte wetten, so sauber ist die in ihrem ganzen Leben noch nicht gewesen! Schwäbischer Putzkunst ist die Mecklenburg-Vorpommersche Spurenermittlung nicht gewachsen.“

Das SYNDIKATS-Gewinnspiel

In dem Kurzkrimi, aus dem der Textauszug stammt, wird über einen Hai im Neckar spekuliert. Tatsächlich sind dort schon seit einigen Jahren Krokodile heimisch. Am helllichten Tag kann man sie in unmittelbarer Nähe einer Universitätsstadt auf ungewöhnliche Art miteinander kämpfen sehen. Wo nämlich?

Zu gewinnen gibt es ein Exemplar von „Letale Lösungen II“. Sendet eure Antworten bis zum 12.8.2024 per E-Mail