Verrat verjährt nicht
Oldenburg-Krimi
Peter Gerdes
Gmeiner-Verlag
Taschenbuch
Peter Gerdes
Gebürtiger Ostfriese. Germanist, Anglist, Lehrer, Journalist, Tageszeitungsredakteur.
Autor von bislang 20 Kriminalromanen, zahlreichen Kurzgeschichten, einem Sciencefiction-Roman.
Seine Krimis „Der Etappenmörder“, „Fürchte die Dunkelheit“ und „Der siebte Schlüssel“ wurden für den Literaturpreis „Das neue Buch“ nominiert. Zuletzt erschienen: "Hetzwerk" (2021), "Verrat verjährt nicht" (2021), "Oldenburger Kohlkönig" (2022), "Borkumer Rache" 2023.
Seit 1999 ehrenamtlicher Initiator und Organisator des alle zwei Jahre stattfindenden Literaturfestivals "Ostfriesische Krimitage".
Mitglied im PEN Berlin
Von 2018 bis 2023 zuständig für das Festival des SYNDIKAT e.V., die CRIMINALE.
Ein exklusives Interview mit der SYNDIKATS-Redaktion
Welches ist dein Lieblingskrimi?
Antwort: Aktuell schwärme ich für die Sean-Duffy-Reihe von Adrian McKinty. Aber ich bin schnell zu begeistern; letztlich sind es wohl doch die Meisterwerke von Sjöwall/Wahlöö, die mich am nachhaltigsten beeindruckt haben
Dein Lieblingskollege/Lieblingskollegin?
Antwort: Natürlich Heike Gerdes, meine Frau! Sie hat gerade ihr Manuskript über das Friesische Käse-Kartell abgeschlossen. Auf dieses Buch freue ich mich schon sehr!
Dein Lieblingswort?
Antwort: Nach wie vor „ja“! Gerade, weil ich in letzter Zeit so oft nein sagen und verständnislos den Kopf schütteln musste.
Dein Sehnsuchtsort?
Antwort: Nach Corona? Die ganze weite Welt! Aber okay, erst einmal Europa.
Dein Lieblingsgetränk?
Antwort: Ostfriesentee.
Dein Lieblingsmord?
Antwort: Die gefrorene Hammelkeule von Roald Dahl. Unerreicht!
Wo findest du Ruhe?
Antwort: In mir.
Wo Aufregung?
Antwort: Wenn ich will, überall.
Deine persönlich meist gehasste Frage?
Antwort: „Warum informierst Du Dich nicht mal?“
Leseprobe
- Leseprobe: Peter Gerdes, Verrat verjährt nicht, Kap. 15:
Der Tritt kam überraschend und wuchtig; der Hitlergruß war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen. Im nächsten Moment zappelte Erhard im Kanal, den Mund voller Wasser, Entengrütze und Algenschleim. Er spuckte, schlug mit den Armen um sich. Schwimmen hatte er nie gelernt. Sein Körper sank, sein Kopf tauchte unter.
Plötzlich war er in einer anderen Welt. Gedämpftes Licht, ein flirrendes Geräusch in seinen Ohren, dazu das Rauschen seines Blutes. Luftbläschen perlten aus seiner Kleidung, kitzelten über seine Haut nach oben. Grün war die alles beherrschende Farbe, hellgrün schimmerte das Wasser, dunkelgrün die dicht mit Algen bewachsenen, halb verwitterten Kaimauern. Grün, nicht braun, nicht schwarz. Auch nicht mehr das Rot von Blut.
Genauso unvermittelt, wie er gesunken war, tauchte er wieder auf, ohne eigenes Zutun, durchbrach die Wasseroberfläche, schnappte gierig nach Luft. Oben auf der Kaimauer stand immer noch der niederländische Nazi, pöbelnd und krakeelend und lachend. Er trat nach Erhards Angel, kickte sie ins Wasser, dann hob er Steine auf und warf sie nach ihm. Einer davon streifte ihn an den Haaren, gerade, als er ein weiteres Mal versank.
Erhard Köhler zappelte nicht mehr, hielt Arme und Beine ganz ruhig. Seine Atemluft blubberte in großen Blasen über sein Gesicht. Was wäre, wenn ich hier unten bliebe, dachte er. Wenn ich mich ganz auf den Grund sinken ließe. Wenn ich gar nicht mehr auftauchte. Dann wäre alles vorbei. All die Angst, die Albträume, die bösen Erinnerungen. Abgewaschen das Blut. Die Welt würde sich ohne mich weiterdrehen. Sie wäre vielleicht besser dran. Ich nicht auch? Der Gedanke hatte nichts Erschreckendes an sich. Seine Füße, seine Beine versanken in weichem Schlamm, kaum weniger flüssig als das Wasser, das ihn umgab, dabei erstaunlich kalt. Hier könnte ich bleiben, dachte er. Verwesen und vergehen, Teil des Kreislaufs werden. Noch einmal nützlich sein. Was für ein schöner Gedanke! Seine Lippen öffneten sich zu einem freudigen Ja.
Da war etwas Hartes unter seinen Schuhsohlen, etwas Kantiges, Backsteine vielleicht, von Algen überwachsen und glatt. Sein Schuh rutschte ab, sein Fuß verkantete sich. Erschrocken stieß er den Rest seiner Atemluft aus. Vor dem Vergehen kam das Ersticken. Wollte er das, so ganz ohne Kampf? Nach all den Kämpfen, die hinter ihm lagen? Georg Zanders Gesicht stand ihm plötzlich vor Augen, Hasko Zanders hämisches Grinsen. Die Gesichter der beiden flossen ineinander, waren plötzlich eins. Hohe Mützen und blanke Stiefel. Brennende Häuser und Genickschüsse. Jetzt kämpfte er doch, schlug mit den Armen, strampelte mit dem freien Bein, trat nach unten. Sein Fuß steckte fest, sein Schuh schien sich immer stärker zu verkeilen. Atemnot schnürte ihm den Brustkorb zusammen. Es war zu spät, zu spät! Hätte er doch früher zu kämpfen begonnen.
Gewinnspiel: 3 Bücher zu gewinnen!
Frage zum Roman „Verrat verjährt nicht“ von Peter Gerdes: In welcher Stadt taucht Erhard Köhler vor den Nazis unter?
Lösungen bitte an: info@mordwesten.de
Die Benachrichtigung der GewinnerInnen erfolgt auf Facebook und per E-Mail.
Einsendeschluss: 22.Juli 2021
Termine
Wann | Was | Wo |
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23. Nov. 24 11:00 Uhr |
KRIMITAG NORDWEST (Vorgezogener) Krimitag zur Eröffnung des neuen Ostfriesischen Krimimuseums |
Krimimuseum Norden 26505 Norden |