Verlust
Luzifer-Verlag
Taschenbuch, 368 Seiten
Die Polizistin Ronja Lund lebt gemeinsam mit ihrem Mann Thor und ihrer neunjährigen Tochter Alva im äußersten Norden Norwegens. Nach außen scheint alles in Ordnung zu sein, doch es belasten unter anderem finanzielle Probleme die Ehe. Um diesen aus dem Weg zu gehen, meldet sich Ronja spontan zu einer Fortbildung bei der norwegischen Spezialeinheit der Polizei an.Thor hingegen versucht, die finanziellen Probleme mit illegalen Kurierfahrten zu lösen und gerät so in einen Strudel aus kriminellen Machenschaften, die ihn nicht nur zum Ziel der Mafia, sondern auch des russischen Geheimdienstes werden lassen.
Es beginnt eine gnadenlose und verwirrende Hetzjagd, die das Leben der kleinen Familie bedroht ...
Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Dominik Fischer
Wo schreibst du am liebsten?
Überall, wo es mir möglich ist. Egal, ob am Rechner in meinem Büro oder auf dem Smartphone, wenn ich unterwegs bin.
Welcher ist dein Lieblingskrimi?
Muss es einen geben? Es gibt viele, die mir spontan einfallen, aber es fällt mir umso schwerer, mich für einen entscheiden zu müssen.
Warum bist du im SYNDIKAT?
Krimis sind so vielfältig, wie ihre Autorinnen und Autoren. Ich bin Teil des SYNDIKAT geworden, um mich mit spannenden Kollegen auszutauschen, die allesamt dem Krimi-Genre verfallen sind.
Dein Lieblingsmord?
Immer der, den ich gerade zu Papier bringe. ?
Wo findest du Ruhe?
Beim Sport und auf ausgedehnten Radtouren.
Leseprobe
Das Leben zieht an dir vorbei. Schnell. Ohne anzuhalten. Es schaut nicht
zu dir zurück. Es wartet auch nicht auf dich, nur, weil du dir gerade
mal die Schuhe zubinden musstest oder weil du zu faul warst, an dem
einen, alles entscheidenden Morgen aufzustehen. Eine zweite Chance gibt
es nicht. Es gibt nie eine zweite Chance. Das Leben ist unsere einzige
Chance, die wir haben. Es ist unsere einzige Chance, etwas richtig zu
machen. Das Leben ist endlich. Verlieren wir es, ist alles vorbei. Endgültig.
Unwiderruflich. Für einen selbst gibt es kein Happy End. Es gibt nur
das abrupte Ende.
Egal, was uns eingetrichtert wird. Egal, was man uns weiszumachen versucht.
Wir sind eine Nichtigkeit unter vielen. Der eine mehr, der andere
weniger. Und doch liegt es an uns, etwas zu verändern. Wir entscheiden
uns, wie wir den Weg hin zu unserem eigenen Tod gestalten. Wir entscheiden,
was wir hinterlassen. Wir handeln. Nichts und niemand kann
uns zu etwas zwingen. Es gibt immer eine Wahl. Doch es wäre illusorisch
zu glauben, dies sei einfach. Es wird nie einfach sein. Nur selten ist es
eine Entscheidung zwischen richtig oder falsch. Das Leben ist komplexer
als das. Wir müssen mit den Konsequenzen unseres Handelns leben.
Und manchmal ist es genau dieses Leben, gegen das wir uns entscheiden
müssen, um zu beschützen, was uns lieb und wichtig ist. Dessen war ich
mir bewusst.
Moskau, Russland. 07. Januar, 16:10 Uhr
Menschen verschwanden.
Manchmal wurde es bemerkt und ein Großaufgebot an Polizisten oder
auch freiwilligen Helfern tauchte auf. Allesamt wollten sie helfen. Wollten
den Menschen finden, der schmerzlichst vermisst wurde. Doch es gab
auch Menschen, leider viel zu oft, deren Verschwinden keine Sau interessierte.
Keiner bemerkte es. Keiner suchte nach ihnen. Keiner war da, um
sie zu vermissen.
Moskaus Winter waren kalt. Die Nächte lang. Nichts Außergewöhnliches
für die russische Hauptstadt. Die Menschen waren Kälte gewohnt.
Ein jeder versuchte, sich darauf einzustellen. Jeder so, wie er es konnte.
Entsprechend seiner Möglichkeiten. Der eine mehr, der andere weniger.
Nicht selten zu wenig. Und es waren viele. Viele, die der Kälte zu wenig
entgegenzusetzen hatten. Viele Menschen, die sich Nacht für Nacht auf
die Suche nach einem Schlafplatz machen mussten. Nicht freiwillig, sondern
in der Hoffnung, der Kälte entfliehen zu können. Um dem Tod
entfliehen zu können.
Jedes Jahr starben allein in Russland Abertausende von ihnen. Die, die
zu schwach waren, um den Wettlauf mit dem Tod gewinnen zu können.
In manchen Jahren überstieg die Zahl der Todesopfer die Marke von
zehntausend.
Deutlich.
Dabei ging der Erfrierungstod stets heimtückisch vor. Manche seiner
Opfer holte er im Schlaf. Eigentlich gut für sie. Sie hatten Glück. Zumindest
im Vergleich zu denen, die der Tod bei vollem Bewusstsein traf. Diese
armen Schweine überfiel er ohne Vorwarnung. Spielte mit ihnen. Er war
barbarisch. Brachte seine Opfer in den letzten Sekunden ihres Lebens
dazu, höhnisch lachend, sich sämtliche Kleider vom Leib zu reißen. Ein
bizarrer Anblick, bei Temperaturen von weit unter 0 Grad. Doch nicht
minder plausibel. Ein jedes seiner Opfer versuchte schlicht und ergreifend
den Schmerzen zu entkommen, die sie überkamen. Allesamt hatten sie
das Gefühl, als würden sie verbrennen. Von innen heraus. Doch in Wirklichkeit
war es nur ein letztes Aufbäumen ihres Körpers. Es waren fatale
Gefühlsstörungen. Gefühlsstörungen, die es dem Tod in letzter Konsequenz
noch einfacher machten.
So schlug die Kälte zu. Jahr für Jahr.
Niemand fragte, wenn im Winter Menschen von Moskaus Straßen
verschwanden. Von den meisten hatte zuvor eh niemand Kenntnis
genommen.
"Dominik Fischer Debütroman ist ein atemlos spannender Krimi vor der rauen Kulisse Norwegens." Luzifer-Verlag
"Ein tolles Thriller Debüt im hohen Norden Norwegens. Spannend bis zum Schluss." bookilicious_de (Buchbloggerin)