Samurai
Ulf Kartte
Emons, Köln
224 Seiten
Brokat, der feststellen muss, dass fast jeder im Umfeld der Toten ein Motiv hatte. Als kurz darauf eine junge Frau auf die gleiche Weise ermordet wird, überschlagen sich die Ereignisse.
Ulf Kartte
Ulf Kartte ist Autor und Kommunikationsberater. 2014 erschien „Vogelfrei“, sein erster Köln-Krimi mit Kommissar Hans Brokat, 2016 folgte die Fortsetzung „Samurai“. 2022 erschien der Bonn-Krimi „Tribunal.“ Das Besondere an seinen Büchern sind die unterschiedlichen Welten, die er in seinen Geschichten zusammenführt und die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Um nicht zu scheitern, müssen seine Helden klassische Ermittlungsansätze über Bord werfen und auf fremdem Terrain agieren. Ulf Kartte lebt mit seiner Familie in Bonn. Privat interessiert er sich außer für Literatur für Filme, das Segeln und Afrika.
Empfehlung der Woche
Samurai ist die Empfehlung der Woche der SYNDIKATs-Redaktion vom 22. August 2016.Kritikerstimmen
Der zweite Köln-Krimi von Ulf Kartte schafft problemlos den Anschluss an das hochgelobte Debüt Vogelfrei. [...] Der Fall um die Morde mit dem Samurai-Schwert ist ein spannender Psychothriller mit vielen lokalen Bezügen.
Westdeutsche Zeitung über "Samurai" (17. August 2016)
Vogelfrei ist ein hochspannender Krimi, der stetig zwischen zwei Welten hin und her wechselt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es sind Welten in denen Begriffe wie Liebe, Ehre und Rache eine gänzlich andere Bedeutung haben. Trotzdem behält der Krimi den lokalen Reiz des Kölschen, der im Kontrast zu Sardinien präsentiert wird.
Die Westdeutsche Zeitung über "Vogelfrei" (17. April 2014)
Zwei tote Sarden in Köln? Mafiamord!? Dann entdeckt Kommissar Brokat Verbindungen nach Sardinien, die auf mehr deuten. Gelungenes Krimi-Debüt von Ulf Kartte.
Die Bild-Zeitung über "Vogelfrei" (26. Juni 2014)
Drei Fragen an Ulf Kartte
Wann begann Ihre kriminelle Laufbahn?Mit zwölf. Damals habe ich meinen ersten Krimi auf der Olympia meines Vaters geschrieben. Titel: Klaus und der falsche Direktor. Auflage: Immerhin zwölf Exemplare, vervielfältigt auf dem Matrizendrucker der katholischen Kirchengemeinde. Und es gibt auch noch eine Fortsetzung.
Warum haben Sie sich für ein Leben mit dem Verbrechen entschieden?
Jeder Mensch hat irgendwo eine kriminelle Ader. Aber unter welchen Bedingungen begeht er tatsächlich ein Verbrechen? Diese Frage hat mich schon immer beschäftigt.
Was ist Ihre Lieblingstatwaffe?
Seit meinem neuen Krimi das Samuraischwert. Als Waffe ebenso tödlich wie philosophisch interessant.
Leseprobe
Im Licht der Schreibtischlampe sah er die Glückwunschbriefe durch. Es war mittlerweile Viertel vor elf. Nachdem Jürgens notiert hatte, bei wem er sich am Montag bedanken musste, machte er es sich in seinem Lieblingssessel bequem. Das Whiskyglas, gefüllt mit einem rauchigen Lagavulin, stand auf dem Beistelltisch neben ihm. Die Havanna hatte er liebevoll guillotiniert und wollte sie gerade anstecken, als er plötzlich vor der Tür ein Geräusch hörte. Er erstarrte mitten in der Bewegung. Unüberhörbar hatte eine Holzdiele im Flur geknarrt.
»Huber, bist du es?«, rief er.
Keine Antwort. Draußen war es still. Jürgens spürte, dass ihm der Schweiß ausbrach. Langsam stand er auf und ging zur Tür. Vorsichtig legte er sein Ohr an das Holz und lauschte. Nichts zu hören. Wer hielt sich an einem Samstag um diese Zeit noch im Haus auf? Sein Partner oder Mitarbeiter der Kanzlei? Die waren alle auf seinem Fest gewesen – was wollten sie so spät am Abend noch in der Kanzlei? Außerdem hatte er in keinem der Büros Licht gesehen. Katharina vielleicht? Aber die hatte doch keinen Schlüssel! Leise ging er zum Schreibtisch. Er öffnete die oberste Schublade und nahm den Brieföffner aus Edelstahl heraus. Das war zwar keine Waffe, aber immer noch besser als nichts.
Plötzlich kam ihm sein Tun albern vor. Wer sollte hier nachts rumschleichen? Ein Einbrecher? Außer den nicht mehr neuen Computern hatten sie keine Wertgegenstände im Haus. Jürgens ging zur Tür und lauschte erneut. Draußen herrschte Stille. Mit dem Brieföffner in der Hand öffnete er langsam die Tür. Im Flur brannte die Notbeleuchtung. Er drückte auf den Lichtschalter.
Nichts passierte. Er stutzte. Vorhin hatten doch noch alle Lampen gebrannt! Als er mitten im Treppenhaus stand, gingen auf einen Schlag sämtliche Lichter aus. Es herrschte völlige Dunkelheit. Jürgens überkam Panik.
Durch die geschlossenen Jalousien in seinem Büro drang ein fahler Lichtschein in den Flur. Mit ausgestreckten Armen tastete er sich zurück. Fast hatte er die Tür erreicht, als sich ein Schatten aus der Finsternis löste. Obwohl er nur Konturen erkennen konnte, wusste er, wer da vor ihm stand.
Er wollte ausweichen, zurück ins Dunkel, doch er stolperte und fiel. Er drehte sich zur Seite, versuchte aufzustehen, sah, dass sich die Gestalt über ihn beugte. Angst übermannte ihn. Er öffnete den Mund und schrie. Er schrie, bis der andere ausholte und ihn etwas an der Schulter traf und er eine blitzende Klinge auf sich zukommen sah.
Das Letzte, was er spürte, war etwas Kaltes, das unbarmherzig und beinahe widerstandslos in seine Brust eindrang. Kurz fühlte er einen brennenden Schmerz.