RESET
Peter Grandl

dtv Verlagsgesellschaft

hardcover
noch nicht erschienen

ISBN 978-3-4232-8472-1
Juni 2025

22,– € [D]
Im Oktober 2024 rufen US-Streitkräfte die höchste Sicherheitsstufe aus, in München soll ein angeblich von Terroristen gekapertes Passagierflugzeug abgeschossen werden und global nimmt die Zahl bedrohlicher Fake News dramatisch zu. Anrufe und Video-Botschaften werden so täuschend echt gefälscht, dass niemand mehr weiß, ob er wirklich mit einem vertrauten Menschen spricht.

Superintendent Valentine O`Brien ermittelt in Deutschland, als die digitalen Netze kollabieren und keine Verbindung mehr sicher ist. Während O`Brien sich auf eine gefährliche Reise quer durch Europa begibt, um seine vermisste Schwester zu suchen, bricht weltweit das Chaos aus - und die Menschheit 
Peter Grandl

© © Piper-Verlag

Peter Grandl

Peter Grandl, geboren 1963, begann seine Karriere als Filmregisseur für Kino und TV. Danach wechselte er in die Werbebranche, wo er bis 2022 als Creative Director für namhafte Kampagnen verantwortlich war.

Sein Debütroman, der gesellschaftskritische Thriller Turmschatten, wurde 2020 zu einem Überraschungserfolg. 2024 adaptierte Paramount Turmschatten als Streaming-Serie. Auch die beiden folgenden Thriller, Turmgold und Höllenfeuer, fanden große mediale Beachtung. 2025 erscheint sein neuer Thriller "RESET, Die Wahrheit stirbt zuerst" im dtv-Verlag.

Auszeichnungen:

2023 - Heinrich Böll Stiftung / Bester Politischer Kriminalroman (TURMGOLD)

2020 - Harzer Hammer, Bester Debüt-Roman (TURMSCHATTEN)

2019 - Watty Award von wattpad / Bester Thriller (TURMSCHATTEN)

Nominierungen:

2024 - Crime Cologne Award (HÖLLENFEUER)

2023 - Skoutz-Award (TURMSCHATTEN)

2021 - Glauser-Preis (TURMSCHATTEN)

2020 - Crime Cologne Award (TURMSCHATTEN)

Engagement:

Peter Grandl ist Wertebotschafter für GERMAN DREAM und Pate für die Aktion SCHULE OHNE RASSISMUS.

Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Peter Grandl

Wohin führten dich deine Recherchen für RESET?

Für RESET besuchte ich die Kanalinsel Jersey, aber auch die Wicklow Mountains und Dublin in Irland, sowie die Zentrale von Interpol in Lyon und fand in der Nähe von Paris auch eine gigantische, leerstehende Halle, die ein zentrales Element der Handlung ist. Ganz besonders spannend war aber der Besuch beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau, wo ich tatsächlich einen Eurofighter fliegen durfte – zumindest in einer atemberaubend, realistischen Simulation. :-)

Dein Lieblingsautor?

Mein literarisches Vorbild ist Michael Crichton. Er verstand es wie kaum ein anderer, Fakten und Fiktion so miteinander zu verweben, dass seine Geschichten zugleich glaubwürdig, spannend und visionär wirkten. Romane wie Jurassic Park oder oder sein Thriller Nippon Connection zeigen eindrucksvoll, wie wissenschaftliche Grundlagen zur Basis für hochdramatische Erzählungen werden können – ohne die Lesenden dabei zu verlieren.

Warum bist du im SYNDIKAT?

Ich liebe den Austausch mit Kollegen und Kolleginnen. :-) 

Wo findest du Ruhe?

Ich lebe seit einigen Jahren in den Bergen. Für mich der beste Ort um bei ausgedehnten Touren zu mir, aber auch zu meinen Figuren zu finden.

Wo Aufregung?

Ganz ehrlich. Ich liebe Strategiespiele am Computer. Fang ich einmal damit an, mach ich die ganze Nacht durch. Während intensiver Schreibphasen, lasse ich aber die Finger davon.

Leseprobe

Valentine

Niemandsland

Valentine hatte die Zeit seit der Abfahrt des Zuges in einem Dämmerzustand verbracht, halb wach, halb schlafend. Vorher das Chaos am Münchner Hauptbahnhof, unzählige Menschen, die drückten, schoben und schwitzten, die Ungewissheit, das stundenlange Warten auf Informationen und schließlich der Kraftakt, sich in einem Pulk von Verzweifelten in einen Waggon zu quetschen. Es hatte ihm die letzten Kräfte geraubt, bis er wie durch ein Wunder auf einen freien Platz im Gang geschoben wurde.

Welches Ziel hatten all diese gepeinigten Menschen? Warum nahm die hochschwangere Frau, die ihm gegenübersaß, die beschwerliche Reise auf sich? Wieso hatte der alte Herr mit den dicken Brillengläsern, der am Boden eingeschlafen war, kein Gepäck dabei? Und warum weinte zwei Stuhlreihen weiter leise ein Mann, den er nicht sehen konnte?

Erschöpft war Valentine auf den weichen Sitz gesunken, seine Reisetasche fest umklammert. Vor Erschöpfung waren ihm die Augen sofort zugefallen. Bilder aus seinem Unterbewusstsein schlugen ihn wie Ohrfeigen: sein Vater, am Boden liegend, die Kehle aufgeschlitzt, das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen, ein Brei aus Blut, Knochen und Haaren. Um den Hals ein Schild mit einem einzigen Wort: VERRÄTER.

Der anfahrende Zug hatte ihn zurück in die Wirklichkeit geholt. Ein Mann verlor das Gleichgewicht und prallte hart gegen seine Schulter. Dann erloschen die Lichter in den Waggons, und mit ihnen verstummte jede Konversation, während sich der Zug in die Dunkelheit stahl. Valentine konnte in der Finsternis des Großraumabteils nur schemenhaft die Konturen der Mitreisenden wahrnehmen, die dicht gedrängt auf den Gängen und in den Zwischenabteilen saßen. Wie der Teenager, der immer wieder dieselbe Szene auf seinem Handy ansah.

„Hat dein Handy noch Empfang?“, fragte er den Jungen vorsichtig. Der Junge schüttelte verzweifelt den Kopf und sah ihn trotzig an.

„Sind Sie blöd, oder was?“

Valentine war zu erschöpft, um angemessen darauf zu reagieren. Der Junge entschuldigte sich.

„Es tut mir leid, es ist nur … meine Mutter.“

Der Junge reichte ihm sein Handy. Auf dem Display war eine Frau zu sehen, die mit ausgemergeltem Gesicht in die Kamera blickte und sagte: „Felix, du bist eine einzige Enttäuschung. Jetzt sieh zu, wie du ohne mich durchs Leben kommst.“ Dann kippte die Frau in die Tiefe, bis ihr Körper auf ein fahrendes Auto krachte. Valentine zuckte zusammen und ließ das Handy fallen.

„Es tut mir leid“, brachte Valentine hervor, während der Junge das Telefon aufhob und in die Tasche steckte.

„Muss es nicht. Der Akku ist fast leer. Und, keine Ahnung, das geht mir doch am Arsch vorbei“, behauptete er trotzig, doch seine Augen glänzten feucht.

„Es ist ein Fake, das weißt du, oder?“

„Fuck, was für ein Klugscheißer sind sie denn? Woher wollen Sie das wissen, fuck!“

„Alles, was gerade in den Medien läuft, ist nicht echt. Was du da siehst, ist vermutlich nie passiert.“

Felix schüttelte den Kopf und sah ihn verständnislos an.

„Sie haben doch einen an der Klatsche, oder? Sie kennen meine Mutter gar nicht.“ Wütend stand der Junge auf, quetschte sich an einigen Passagieren vorbei und setzte sich am Ende des Waggons wieder auf den Boden.

Valentine war entsetzt. Er hatte angenommen, es sei jedem klar, dass ein Virus die Kontrolle über die Medien übernommen hatte. Aber offenbar hatte er sich getäuscht. Selbst dieser junge Mann, der ihm aufgeweckt erschienen war, stellte die Nachrichten auf seinem Handy nicht infrage.

Während Valentin sich über diesen Umstand den Kopf zermarterte, schlief er wieder ein und schlitterte erneut in einen beklemmenden Traum. Das Gesicht der Mutter des Jungen, die in die Tiefe stürzte, verwandelte sich in das Gesicht seiner Mutter, die ihn mit sich hinab zog in einen Schlund düsterer Erinnerungen. Er hörte ihr gellenden Schreie im Haus, sah den nassen Teppichboden zwischen ihren gespreizten Beinen und seine neugeborene Schwester in ihren Armen. Das Lächeln seiner Mutter hatte nichts Fürsorgliches, es war teuflisch und kalt.

Dann riss ihn das schrille Knirschen der Bremsen jäh aus den Fängen seines Traums. Er öffnete die Augen einen Spalt weit. Der Widerschein von Flammen tanzte stumm auf den Silhouetten der Reisenden. Valentine blickte hinaus in die Nacht, wo ein einsames Gehöft gerade von einem lodernden Feuer verschlungen wurde. Das Schreien der Rinder in den brennenden Ställen untermalten die gespenstische Szenerie, bis die tanzenden Schatten an den Wänden wieder in der Dunkelheit verschwanden und sich der Todeskampf der Tiere in der Ferne verlor.

„Wird alles wieder gut werden?“

Valentine blickte auf. Im schwachen Dämmerlicht sah er vage das Gesicht der schwangeren Frau, die ihm gegenübersaß. „Es wird doch alles wieder gut werden?“, wiederholte sie und legte schützend die Hände auf ihren runden Bauch. Er dachte erneut an seine Mutter, an die kleine Maggie in ihren Armen und an seinen Stiefvater Kane O’Sullivan, der nach der brutalen Hinrichtung seines Vaters dessen Platz eingenommen hatte. Nichts war wieder gut geworden. Er zwang sich trotzdem zu einem Lächeln und hoffte, die Frau würde nicht erkennen, wie schwer ihm das fiel.

Das SYNDIKATS-Gewinnspiel

Der Autor verlost eine signierte Hardcover-Ausgabe von „RESET – Die Wahrheit stirbt zuerst“. Dazu müsst ihr aber noch eine Frage richtig beantworten. RESET beginnt, wie alle Bücher von Peter Grandl, mit einem berühmten Zitat: „Es irrt der Mensch, so lange er strebt“. Nennt bitte den Autor des Zitats. Einsendungen bis zum 21.8.2025 per E-Mail

Jasmin Tabatabai:

Was passiert, wenn DeepFakes nicht mehr von echten Anrufen, Videos und Nachrichten zu unterscheiden sind? Peter Grandl beschreibt in seinem neuesten Thriller eine Fiktion, die Tag für Tag realer und damit brisanter wird. Gleichzeitig gelingt es ihm, durch starke Figuren eine mitreißende und dramatische Geschichte zu entfalten, die mich so gefesselt hat, dass ich das Buch keine Sekunde aus der Hand legen konnte. „RESET“ ist harter Tobak, der genau zur rechten Zeit kommt. Die Botschaft ist eindeutig: So kann es nicht weitergehen – die Menschheit benötigt dringend einen RESET. Ein beeindruckendes Buch mit einer wirklich starken Geschichte.

Axel Milberg:

"Extrem spannend, extrem aktuell und voller menschlicher Abgründe die eine unglaubliche Sogwirkung erzielen. Ich konnte das Buch jedenfalls nicht mehr aus der Hand legen bis zum überraschenden Ende. Mega-Buch."

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