Der Marionettenmacher
Vanne van Ares

Periplaneta Verlag, Berlin


ISBN 978-3-9599-6266-7

15,– € [D]

Berlin 1952.
Als die Polizei erneut zu einem außergewöhnlichen Tatort ausrücken muss, wird jedem klar, dass ein Serientäter umgeht: Wieder wurde eine Frau wie eine Marionette an Seilen aufgehängt und grausam verstümmelt – daneben ein Grammophon, das Kriegsschlager abspielt.
Kriminalrat Müller überträgt Karl Kron die Leitung der neu gegründeten Soko Strippenzieher, obwohl er ihn nicht leiden kann. Denn der junge Kommissar und Frauenheld missachtet gern die vorgeschriebenen Dienstwege und zeigt zu wenig Respekt gegenüber seinen Vorgesetzten.
Weil aber nicht nur Kron ein Geheimnis mit sich herumschleppt, gerät der Fall schnell aus dem Ruder und der Kommissar selbst ins Visier der Ermittlungen.

Ein authentischer, historischer Berlin-Krimi im Spannungsfeld zwischen Kriegstrauma, Wirtschaftswunder und der gerade unaufhaltsam fortschreitenden Teilung der Stadt. 

Vanne van Ares

Vanne van Ares

Vanne van Ares wuchs im Leinebergland auf und ist Diplom-Übersetzerin und Autorin. Bereits als
Studentin hat sie an der deutschen Übersetzung von "Paula, du bist Laura! Geraubte Kinder in Argentinien"
von Analía Argento mitgearbeitet und die Kurzgeschichte "Marvins Herz" des Künstlers Herr Horst
lektoriert. 2023 erschien ihr historischer Berlin-Krimi "Der Marionettenmacher" beim periplaneta Verlag.
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Fragen der SYNDIKATS-Redaktion an Vanne van Ares

Wo schreibst du am liebsten?

Unergonomisch am Esstisch.    

Dein Lieblingskollege/Lieblingskollegin?

Volker Kutscher.          

Warum bist du im SYNDIKAT?

Um mich zu vernetzen, neue Leute kennenzulernen und um noch viel zu lernen.           

Dein Lieblingswort?

Warum nur eins? Die deutsche Sprache steckt voller toller Worte: Fussel, Müsli, garstig...

Dein Sehnsuchtsort?

Ein Haus am See.        

Dein Lieblingsgetränk?

Tschechisches Bier.         

Wo findest du Ruhe?

Im Wald.           

Wo Aufregung?

Im Leben.         
Dein Lieblingszitat?

Der Leser hat’s gut: Er kann sich seine Schriftsteller aussuchen." Kurt Tucholsky.          

Rezension

Ein Buch für alle Krimifans, Berlinliebhaber und all jene, die ein Faible für die 70 Jahre zurückliegende Zeit, die Mode, die Musik und die Küche jener Tage haben.“

SIEBEN: regional; Februar 2024, 28. Jahrgang

Leseprobe

Fräulein, tanz mit mir

Berlin, Juni 1952

Teil 1: Der Tanz beginnt

Die Angst kehrt zurück. Sie schlägt die Augen auf, die sich nach Tagen in der Dunkelheit an die Lichtverhältnisse gewöhnt haben.

Sich bewegen? Ausgeschlossen. Die Knochen und Gliedmaßen, auch jene, die er noch nicht gebrochen hat, sind kunstvoll, fast seemännisch korrekt verschnürt.

Ihr Atem geht schneller. Ist da eben eine Autotür zugeschlagen worden?

Schwere Schritte sind zu hören.

Ihre Augen weiten sich, doch den Kopf zu heben, ist unmöglich. Die Nadel des Grammophons kratzt über die Platte. Die Leander fängt an zu trällern: „Wenn mal mein Herz unglücklich liebt ...“

Blank geputzte Armeestiefel treten in ihr Sichtfeld. Man könnte meinen, das eigene Antlitz spiegele sich darauf. Doch das Leder ist zu grob.

Die Seile, die ihren Körper aufrecht halten, sind an einem kleinen Lastenschwenkarm unter der Decke angebracht. Er zieht sie zu sich in die Mitte des Raumes, und seine angenehme, sonore Stimme flüstert ihr ins Ohr: „Gnädiges Fräulein, darf ich bitten?“

Im selben Augenblick legt er seine rechte Hand auf ihre Hüfte, nimmt ihren zertrümmerten rechten Arm in seine andere Hand und wirbelt sie herum.

„Davon geht die Welt nicht unter ...“ ist das Letzte, was sie hört.

 

Zwei

„Na toll!“, schnauzte Karl, als er mit seinen frisch polierten Schuhen aus dem Rand der Blutlache stakte, „Die hatte ich gerade geputzt.“

Der Schutzpolizist neben ihm sah ihn entgeistert an, dann wanderte der Blick des Mannes zurück zu der grässlich entstellten Frauenleiche, die gefesselt an mehreren Flaschenzügen und einem Schwenkarm unter der Decke des Bootshauses hing.

„Ach, ignoriere den Kron. Unser Schönling hat halt nichts Besseres zu tun, als sich über Blutspritzer auf seinen Schuhen auszulassen, egal was um ihn herum passiert“, kommentierte ein zweiter Schupo, der einige Schritte entfernt auf dem Boden kniete.

„Es kann ja nicht jeder wie ein Lump daherkommen“, fauchte Karl und griff dabei instinktiv nach dem Kamm in seiner rechten Gesäßtasche, um ihn anschließend durch sein schwarzes, mit Pomade frisiertes Haar zu ziehen und eine widerspenstig abstehende kleine Strähne an ihren Platz zu verweisen.

„Diese naiven Vollidioten von der Inspektion E, wieso muss man sich als höherer Beamter nur mit solch einem Volk herumärgern?“, dachte er sich.

Er legte nun einmal pedantischen Wert auf sein Äußeres. Die dunklen Anzüge mussten stets akkurat gebügelt, die dazu passenden Schuhe am Glänzen, die schwarzen Haare fein säuberlich nach hinten gekämmt sein. Selbstverständlich vervollständigten eine schmale Krawatte und eine passende Anzugweste das Erscheinungsbild.

Ohne sein silbernes Zigarettenetui und seinen Kamm verließ Karl nie die Wohnung – nur für den Fall, dass doch einmal eine Strähne nicht dort saß, wo sie hingehörte, wie eben gerade jetzt. Den Damen gefiel sein Auftreten. Zumindest konnte er sich nicht beklagen, was seine Erfolgsquote in diesem Bereich anging.

 Karl ließ die Schutzpolizisten stehen und wandte sich aus sicherer Entfernung der Leiche zu. Die Gliedmaßen waren unnatürlich verdreht, und jedem war klar, dass im Inneren kaum ein Knochen mehr ganz sein konnte. Der Kopf lag abgetrennt auf dem Boden, die Haare bedeckten das Gesicht der Frau. Teilweise waren ganze Hautpartien entfernt worden, und mehrere tiefe Stich- und Schnittverletzungen bildeten ein bizarres Muster auf dem bleichen Körper.

 „Das gibts doch nicht. Noch ein Opfer. Die Misshandlungen und das Aufhängen des Körpers – das habe ich doch gestern erst an einem anderen Tatort gesehen“, murmelte Karl.

Er hatte schon kein gutes Gefühl gehabt, als er und seine Kollegen von der Mordkommission in den Spandauer Norden gerufen worden waren. Denn gerade mal zwölf Stunden zuvor hatte er vor einer ähnlich zugerichteten Leiche gestanden.

Termine

Wann Was Wo
08. Nov. 24
18:00 Uhr
Workshop: Erfolgreiche Verlagssuche Tipps und Hilfen zur Veröffentlichung VHS Havelland
14612 Falkensee