Heiderose Teynor
Heiderose Teynor wurde 1957 in Eberbach bei Heidelberg geboren. Zum Schreiben fand sie über den Journalismus, das Studium der Geschichte und Politologie ebnete ihr den Weg dafür. Die gelernte Industriekauffrau arbeitet als Buchhalterin.
Heiderose Teynor lebt mit ihrer Familie in Neckarsteinach bei Heidelberg. Ihre Heimatregion und viele Reisen haben sie zu ihrem Krimi „Im Bann der Omertà“ inspiriert, der in Heidelberg und in der Toskana spielt. Die Organisierte Kriminalität ist ein großes Thema, aber auch viele kulturhistorische Impressionen aus dem Neckartal und der Toskana sind eine Besonderheit. Eine spannende Geschichte spielt an Orten, die man zu kennen glaubt und die deshalb eine besondere Ausstrahlung haben.
Mitgliedschaften:
Mörderische Schwestern Rhein-Neckar,
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Bücher von Heiderose Teynor
Leseproben & Dokumente
Leseprobe "Im Bann der Omertà"
Eva überlegte, wie sie ungesehen zum Treffen mit Daniel und Michele aus dem Haus kommen konnte. All das erinnerte sie schmerzlich an ihre Frankfurter Zeit. Sie musste jetzt leider wieder auf die Erfahrungen von damals zurückgreifen. Chiara wollte sie bei diesem ersten Gespräch verständlicherweise nicht dabei haben. Deshalb gab sie vor, sie müsse für ein Bühnenbild nach Florenz. Sie belog sie nur ungern, aber jetzt ging es eben nicht anders. Mitten in der Nacht verließ sie über den Kellerausgang das Haus und nahm den Nachtbus nach einem Vorort von Pisa. Dort stieg sie in einen unauffälligen, kleinen Mietwagen um, den sie sich am Vortag über eine Agentur besorgt hatte.
Auf dem Weg hatte sie genau darauf geachtet, dass ihr niemand gefolgt war. Erleichtert schloss sie das Auto auf und ließ sich in die Polster sinken. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie noch einige Stunden Zeit hatte, bis sie nach Lucca musste. Sie beschloss, einen kurzen Abstecher über die Küste zu machen, vielleicht konnte sie noch den Sonnenaufgang sehen.Als sie in Lucca ankam, eilte sie durch die engen Gassen der Altstadt zum Guingi-Turm, wo sie sich mit Daniel und Michele verabredet hatte. Nervös wartete sie, bis der Turm geöffnet wurde und sie hinaufklettern konnte. Die Minuten wurden zu Stunden, bis sie endlich Schritte auf der Treppe des Turmes hörte. Erleichtert stellte sie fest, dass es Michele war. Suchend blickte sie sich nach Daniel um, konnte ihn aber nicht entdecken.„Hallo Eva, schön dich zu sehen.“„Guten Morgen. Wo ist Daniel?“„Das erzähle ich dir später. Aber warum müssen wir uns hier in Lucca auf diesem Turm treffen? Wirst du etwa wieder bedroht oder verfolgt?“ Fragend musterte er seine Nichte. „Du siehst müde aus. Warst du etwa die ganze Nacht unterwegs?“„Nur die halbe. Ich wollte euch deshalb hier treffen, weil ich alleine ohne fremde Ohren mit euch reden muss. Zuerst sag’ mir bitte, warum Daniel nicht da ist.“Michele beobachtete sie besorgt. „Er konnte nicht weg, weil er auf sein Café achten muss.“„Wieso? Hat er keine Angestellten?“„Genau das ist ja das Problem. Er hat einen Kellner, der ihm zu gut ist.“„Aha, er traut ihm nicht. Also werdet ihr auch beobachtet.“Michele wurde ungeduldig. „Jetzt aber zu dir. Hast du wieder einen Verfolger?“„Leider ja.“ Eva berichtete von dem jungen Mann, der auch Chiara und Manuel bedrängt hatte. „Sie haben mich vor der Kontaktaufnahme mit euch und mit Manuel gewarnt.“„Mir scheint das Ganze auch System zu haben. Aber was wollen sie von uns?“„Ich hatte so gehofft, dass du mir das sagen könntest. Hat es etwa mit Großvater zu tun? Obwohl er schon so lange tot ist? Oder seinen Nachfolgern?“„Ich weiß nicht, was sie von uns wollen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es mit ihm oder vielmehr seinen Nachfolgern zu tun hat. Sie wollen uns ihre Macht beweisen. Deshalb sollenwir uns nicht treffen. Aber ich habe keine Lust mehr, mich dieser verdammten Omertà zu beugen.“ Gespannt erwartete Michele Evas Reaktion.„Ich auch nicht. Also, was machen wir jetzt? Und vor allem, wie kann ich meine Kinder schützen? Hätten sie wirklich Manuel entführt, ich weiß nicht, was ich getan hätte. Für die Polizei reichen die Beweise wieder nicht. Aber ich habe mir überlegt, wenn wir alle ihre Aktionen dokumentieren, daskönnte vielleicht helfen.“„Von den Kindern wollen sie nichts. Aber sie sind leider ein gutes Druckmittel. Ich habe aber keine Lust, unser Haus in eine Festung zurückzuverwandeln, wie es zu Salvatores Lebzeiten üblich gewesen war. Eva, du bist bei uns jederzeit willkommen, Chiara natürlich auch. Nur wenn wir zusammenhalten, haben wir eine Chance. Und wir müssen uns wehren.