Das SYNDIKAT verleiht seit dem Jahr 2000 den Hansjörg-Martin-Preis für den besten Kinder- oder Jugendkrimi des Jahres. Die Auszeichnung ist mit 2.500 Euro in nicht fortlaufend nummerierten Scheinen dotiert und wird von einer Jury vergeben, in der AutorInnen sowie Kinder und Jugendliche mitwirken. Diw Preisträgerinnen 2015 wurden am Donnerstag, den 30. April 2015 während der 29. CRIMINALE, des Jahrestreffens des SYNDIKATs, in Büsum verkündet und geehrt.
Den Hansjörg-Martin-Preis 2015 erhielten:
Ulrike Rylance (Autorin) und Lisa Hänsch (Illustratorin)
Penny Pepper - Alles kein Problem!, dtv junior
Was? Penny soll Dschastin, den süßesten Hund der Welt, geklaut haben? Diesen Verdacht kann die pfiffige Jungdetektivin nicht auf sich sitzen lassen. Schon taucht ein Erpresserbrief auf. Penny und ihre Detektiv-Assistentinnen Ida und Marie legen los. Was haben Papas altes Diktiergerät, Omas Gebiss im Glas, der Hausmeister Herr Örtel und Popel-Ole mit dem Fall zu tun? Dem Duo Ulrike Rylance und Lisa Hänsch gelingt ein Comic-Krimi für junges Publikum, der von der ersten bis zur letzten Seite richtig Spaß macht. Auch den Jungs!
Die Begründung der Jugendjury:
Man hört ja oft, dass die Jugend von heute wegen Fernsehen, SMS und Internet gar nicht mehr richtig lesen kann. So eine Gebrauchsanleitung für ein Smartphone ist schon zu viel, da wird lieber herumgewischt, bis das Ding halbwegs läuft. Und ausgerechnet wir sollen mehr als 50 Bücher für ein Preisausschreiben lesen? Na klar wählen wir das Buch mit den Bildern. Man könnte aber auch literaturhistorisch argumentieren. Was Großvater Wilhelm Busch vor 150 Jahren mit seinen Bildgeschichten gemacht hat, das haben Ulrike Rylance und Lisa Hänsch auch gemacht. Heute heißt das Kunstwerk aus Text und Bild nicht "Max und Moritz", sondern "Penny Pepper – Alles kein Problem!". Da wie dort geht es um Probleme, die junge Leute halt so haben. In beiden Fällen überzeugen die Kunstwerke durch schnittige Sprache und flotte Zeichenstifte.
Der Humor des Buches reicht von feinsinnig über lakonisch bis hin zu schrill. Komik wird mit ironisch gebrochenen Motiven der Kriminalliteratur erreicht. Abenteuerliche detektivische Schlussfolgerungen werden durch die literarische Verarbeitung scheinbar banaler Gebrauchsgegenstände ergänzt. Unvergessen bleibt Omas Gebiss im Glas! "Penny Pepper – Alles kein Problem!" ist nicht nur eine Aneinanderreihung von Erlebnissen. Der geschickt gesetzte Spannungsbogen ergibt eine runde Geschichte. Die Grafik ist frisch und abwechslungsreich. Die Illustrationen sind knapp und zugleich ausdrucksstark. Die Bilder nehmen den Witz des Textes auf und erzählen ihn weiter.
Muss ein Krimi irre düster und voll blutig sein? Müssen Psychos ihre Kettensägen aus dem Keller holen und sich Leichen türmen? Kann natürlich, muss aber nicht. "Penny Pepper" beweist mit Leichtigkeit, was ein tolles Buch ausmacht. Eine gute Idee, flüssige Sprache, coole Figuren, ein spannendes Abenteuer und pfiffige Zeichnungen. Ja, es ist eine Mädchen-Geschichte. Ein paar Jungs kommen schon vor, als Nebenfiguren. Action machen die Mädels. Aber so gelungen, dass auch die Burschen sich dem Witz, der Spannung und dem Charme des Buches nicht entziehen können.
Ebenfalls nominiert waren:
Kaja Bergmann
Der Mephisto-Deal, Bookspot
Sprachlich absolut überzeugend, spannend und rasant von einer sehr jungen Autorin aus Sicht eines Jugendlichen erzählt. Das Buch ist in fünf Akte aufgeteilt, die einzelnen Kapitel außerdem mit Wochentag, Datum und Uhrzeit ergänzt. Selbstironische Ergänzungen fesseln den Leser, machen das Geschehen lebendig, ziehen ihn alsbald mitten in die Geschichte hinein. Pest oder Cholera – wie soll man sich in einer absolut aussichtslosen Situation zwischen zwei Übeln entscheiden? Würde schlussendlich nicht jeder einen Pakt mit dem Teufel eingehen? Das Thema von Goethes Faust wird hier meisterhaft aufgegriffen und fordert den Leser geradezu heraus sich zu positionieren.
Lisa Dickreiter und Winfried Oelsner
Max und die wilde Sieben: Das schwarze Ass, Oetinger
Seit kurzem wohnt der neunjährige Max in einem – Seniorenheim. Ausgerechnet! Doch was ihm anfangs peinlich und unangemessen erscheint, entpuppt sich schon bald als großes Abenteuer. Denn während seine Mutter im Heim als Krankenschwester arbeitet, schafft es Max zusammen mit den rüstigen Senioren von Tisch 7, einen echten Einbrecher zu schnappen. Mit feinsinniger Komik erzählen Lisa-Marie Dickreiter und Winfried Oelsner hier eine überaus spannende, originelle Geschichte, in der alle Figuren, insbesondere die betagten Bewohner des Seniorenheims, ganz entschieden ihre Würde behalten.


Brennendes Wasser, Arena
Die taffen Manager der Öl- und Gasbranche können jederzeit ein paar Gutachten kaufen, die dem Wasser auf der Farm absolute Trinkqualität bescheinigt. Als aber Farmersohn Gary sie mit angeschlagener Pistole dazu zwingt, das Wasser selbst zu kosten, ist keiner so richtig durstig. Und in Deutschland fährt eine Stichflamme aus dem Wasserhahn des alten Matthis. Lukas Erler präsentiert in seinem Ökothriller zum brandheißen Thema Fracking interessante Figuren, wechselnde Schauplätze und packende Spannung.


Tote Tulpen, dtv
Kaum wird der sechzehnjährige Leon aus der Bewährungshaft entlassen und will sich bei seinem zukünftigen Arbeitgeber im Blumengeschäft vorstellen, steht er mit dem Unkrautstecher vor einer Frauenleiche. Wen wohl wird man verdächtigen? So bizarr, um die Ecke gedacht, mit vielen Windungen und Wendungen erinnert „Tote Tulpen“ an eine Achterbahnfahrt. Auch wenn’s manchmal zu arg wird: Wenn man sich auf den Beat des Buches einmal eingelassen hat, wippt man bis zum Schluss gespannt mit. Es ist kein Muss, Jaromir Konecny zuvor auf der Bühne oder im Video als Poetry Slammer erlebt zu haben, aber es verdoppelt das Vergnügen noch einmal, wenn man „Tote Tulpen“ liest und seine Stimme dabei im Ohr hat.
Für den Hansjörg-Martin-Preis 2015, den Preis für den besten Kinder- und Jugendkriminalroman, konnten deutschsprachige Kriminalromane von Verlagen eingereicht werden, die im Jahr 2014 erstmals erschienen sind (Originalausgaben). Die Liste aller 54 eingereichten Werke können Sie hier herunterladen (PDF).
Die Juroren waren:
Susan Kreller, Günter Neuwirth, Claudia Senghaas, Uwe Voehl sowie die Jugendjury
Juryorganisation: Christine Spindler