Wir stellen euch, nach und nach, die Nominierten der GLAUSER-Preise vor.
Heute: GLAUSER-Nominierte DEBÜTROMAN
Frau Faust (Piper)
Foto © Sybille Anneck
„Was für ein schöner Sommerabend, sagte sie leise zu sich selbst. Ein strahlend weißes Schwanenpaar setzte zum Landeanflug an. Um die beiden besser bewundern zu können, drehte sie sich um und lief ein paar Meter rückwärts. Da sah sie ihn. Einen Mann…“
Der Prolog überzeugt die Leserin nicht gerade mit professionellem Stil und wohlgesetzten Worten. Aber man gibt dem Buch weiter eine Chance. Schließlich ist der Titel „Frau Faust“ so schön vieldeutig und der Klappentext über eine fiese Bestsellerautorin vielversprechend. Die Geduld wird belohnt. „Was für ein Scheiß. So funktioniert das nicht. Alba Oster hieb auf die Tastatur ihres Computers. Verdammt. Das ist doch total abgedroschen. “Ein Romananfang im Romananfang. Puh. Glück gehabt.
Die reale Autorin Antje Zimmermann führt den Leser manches Mal an der Nase herum und vermischt Fiktion mit Fiktion. Sehr passend für einen Kriminalroman über eine Bestsellerautorin. Die Figuren sind scharf gezeichnet. Hier das Opfer, die berühmte Clarissa Moor, schart zu Lebzeiten einen Kreis von Jüngerinnen und Jüngern um sich, um mit ihnen zu spielen.
Dort die Ermittlerin Kata Sismann, eine ehemalige Boxerin, die ihren Kollegen schon mal machomäßig anraunzt („Du wirst ja wohl trotz Kinderparty die Zeit haben, ein paar Artikel zu lesen.“), sich ihre Sexualpartner wie Brötchen im Selbstbedienungsladen holt und nach einer harten Nacht nur Wodka im Kühlschrank für ihren schmerzenden Schädel findet.
Zimmermann bietet mehrere Wege zur Lösung des Falles an, die alle möglich erscheinen, und überrascht die Leserin dann doch mit der Auflösung. Ein gut konstruierter Krimi mit starken Frauenfiguren.